Samstag, 21.05.11: Heike, eine gute Freundin, holt mich morgens um 8.20 Uhr im Hotel ab. Wir machen uns auf den Weg zu dem Apartment, das mein Mann und ich zwei Wochen zuvor angemietet hatten, in der Erwartung, dort, wie verabredet, den Limpeza Service anzutreffen, um die Detail der Grundreinigung zu klären.
Mein Mann und ich haben uns für einen „Altbau“ entschieden, ein 23 Jahre altes Haus, denn in den neuen Immobilien sind uns die Räume schlichtweg zu klein.
So großzügig die Schnitte der älteren Apartments sind, so verwohnt sind sie leider meist auch. Nach den Malern und dem Elektriker ist also für diesen Samstag Ende Mai der Reinigungsservice terminiert.
Es ist 9.15 Uhr und ich werde langsam unruhig, denn am Dienstag soll der Container kommen. Heike beruhigt mich und wir warten weiter.
Ab 9.30 Uhr versucht sie, das Reinigungsunternehmen zu kontaktieren, um den Verbleib der Reinigungscrew zu eruieren. Wir haben fünf Telefonnummer, zwei davon Mobilfunkanschlüsse, doch niemand hebt ab.
Um 10.15 Uhr schließlich bekommt Heike den Inhaber des Limpeza-Services auf seinem Handy. Es hätte einen Unfall gegeben, mit Personenschaden, berichtet Ewaldo. Das Fahrzeug befände sich auf der Marginal und Polizei sei inzwischen vor Ort. Heute wäre nichts mehr möglich.
Der Container käme am Dienstag, erklärt Heike und erkundigt sich, ob Ewaldo am Montag verlässlich eine Crew schicken könnte. Ja, das sei möglich, sagt der Unternehmer. Das Team könne bereits um 7.00 Uhr beginnen und er selbst sei mit vor Ort, um den reibungslosen Ablauf zu sichern. Wir könnten uns zu 100 Prozent auf sein Wort verlassen.
Montag, 23.05.11: Um 6.36 Uhr ich treffe im Apartment ein. Es wird 7.00 Uhr. Kein Limpeza-Service in Sicht. Um 7.26 Uhr kontaktiere ich Heike, denn meine Nerven liegen blank. Undenkbar, dass der Container kommt, ohne eine vorherige Grundreinigung des Apartments.
Unverzüglich beginnt Heike, einmal mehr, alle fünf Telefonnummern anzuwählen. Ohne Erfolg.
Gegen 9.15 Uhr erreicht sie einen Flavio, der erklärt, dass Ewaldo unterwegs sei, er aber nicht wisse, wo er sei. Mir ist ganz schlecht.
Inzwischen ist es 9.30 Uhr. Mein Mann ruft von seiner Geschäftsreise nach Deutschland an. Ich berichte, so nüchtern wie mir dies zu diesem Zeitpunkt noch möglich ist, über den Stand der Dinge. Er schlägt vor, seine Office-Managerin, der bestimmt etwas einfiele, zu kontaktieren. Ich rufe also, inzwischen völlig verzweifelt, bei Andrea, der Office-Managerin, an und schildere die Lage. Ich solle ihr 15 Minuten geben, sie würde sich dann wieder melden. Andrea meldet sich um 10.00 Uhr. Sie könne Conceição, die Empregada des Büros, für den heutigen Tag freistellen, erklärt sie.
Ich mache mich also auf den Weg, eine Grundausstattung zur Reinigung der Wohnung zu kaufen, beginne mit dem Zubehör – Putzeimer, Besen, Handbesen, Kehrblech. Dann wird es schwierig.
Einmal mehr an diesem Morgen rufe ich also meine engste Freundin Tereza an, die in der Situation hilft, und sich, als sie die Verzweiflung in meiner Stimme hört, sofort in ein Taxi setzt.
Ich wechsele das Geschäft, denn schließlich steht der Einkauf der Produkte an. Das ist kompliziert, denn außer Ajax sehe ich kein Produkt, das mir vertraut ist. Glücklicherweise arbeiten die Hersteller mit Abbildungen, was in Anbetracht meiner eingeschränkten Sprachkenntnisse sehr hilfreich ist.
Mit vielen Flaschen unterschiedlicher Putzmittel und dem entsprechenden Handwerkszeug kehre ich zurück zum Apartment.
Wenig später trifft Tereza ein. Minuten darauf kommt Heike mit Vilma, ihrer Empregada, die sie mir für diesen Tag zur Verfügung stellt. Schließlich stehen Andrea und Conceição in der Tür, die kurzerhand ihre Tochter Soraya und Nachbarin Eliane mitgebracht hat.
Es gibt wieder Hoffnung. Die hatte ich zwischendrin fast aufgegeben. Berührt von so viel Unterstützung und spontaner Hilfsbereitschaft kommen mir die Tränen. Und nicht nur mir.