Abschiedsschmerz versüßen

Mit meinen Gedanken war ich bereits in São Paulo, lange bevor ich im November 2010 das Flugzeug bestieg, um meinen Mann erstmalig in unserer zukünftigen Heimat zu besuchen.

Meine Reisevorbereitungen waren zudem hektisch verlaufen, ich hatte tausende Dinge vergessen.

Wir machten uns also auf zu Morumbi Shopping, um mich mit den zurückgelassenen Produkten auszustatten. Wie schön, dachte ich bei mir: Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, auch meine geliebte Wimperntusche Lancôme Hypnôse.

Am Eingang bereits nahm uns eine stylische Verkäuferin in Empfang, die wir unter Einsatz unserer Körpersprache, denn viel mehr als zwei oder drei Worte beherrschten wir noch nicht, zum richtigen Regal lotsten, aus dem ich sogleich meine Lieblingswimperntusche entnahm. Die charmante Verkäuferin nannte den Preis, der in meinen Augen geradezu poetisch klang, und wir gingen zur Kasse.

Als mein Mann den Kreditkartenbeleg unterzeichnete, wurde er blass, denn dieses kleine schwarze Etwas, gefüllt mit 6,5 Millimetern schwarzer Farbe, kostete sage und schreibe R$ 168,00, fast 74 Euro. Ich gebe zu – mich hat der Preis ebenfalls umgehauen, denn in Deutschland zahlt man gerade einmal 28 Euro.

 

Auch im Supermarkt staunte ich nicht schlecht. In der Vorweihnachtszeit wurden Lindor Kugeln für R$ 30,49, also EUR 12,91 gehandelt. Ähnlich sieht es aus bei Nutella und Co, all den importieren Produkten, die einem den Abschiedsschmerz ein wenig versüßen. Da hält man sich besser an einheimische Süßwaren oder die US-Importe, die deutlich weniger kosten, oder schränkt den Konsum ein, denn der Genuss bleibt nach dem kurzfristigen Endorphin-Rausch ohnehin nicht folgenlos.

 

Bleiben für den deutschen Gaumen die Freuden eines herzhaften Frühstücks oder Abendbrots, mit Müsli, Wurst, Käse und gutem Brot. Wir haben viel ausprobiert. Zahllose Müslis, die einfach nur zuckersüß sind. Hier empfehlen sich die Produkte von Nestlé oder die bekannter US-Produzenten.

 

So gut das brasilianische Fleisch ist, so schlecht ist die angebotene Wurst. Also verzichten oder die guten italienischen Erzeugnisse kaufen. Dies gilt leider auch für den Käse, der in Deutschland in großer Vielfalt und exzellenter Qualität angeboten wird. Das deutsche Käseliebhaber-Herz schlägt höher in der Casa Santa Luzia, wobei einem dort auch gern einmal der Atem stockt. An einer Käsetheke, ich habe mich nicht getraut genauer hinzusehen, wurden Käse im Bereich von mehreren Hunderten Reais edel präsentiert.

 

Vom brasilianischen Brot hatte ich mir, nach leidvollen Erfahrungen in den USA, nicht allzu viel versprochen. Ausgerechnet hier wurden wir überrascht, durch die Padaria Leirense in der Nähe unseres Hotels, die 23 Stunden täglich köstlichstes französisches Baguette und knusprige italienische Ciabatta anbietet, noch dazu unschlagbar günstig.

 

Nach einigen Monaten haben wir unsere Produkte gefunden, die wir sukzessive erweitern. Polenghi, einen Streichkäse, zum Beispiel mögen wir sehr, insbesondere den mit Gorgonzola-Geschmack.

 

Wirklich großartig ist die warme brasilianische Küche: Unübertroffen unser erstes Churrasco im Vento Haragano, die Feijoada da Lana oder die Moqueca im Consulado da Bahia.