Metrô de São Paulo: Linha 4-Amarela

Vor einigen Wochen hatten Tereza und ich einen Termin mit Celeste, einer Schneiderin, die in der Avenida José Maria Whitaker, unweit der Metrô Praça da Árvore, lebt und arbeitet.

Da uns unter anderem ein Faible für den öffentlichen Nahverkehr und ein ausgeprägter Entdeckergeist verbindet, wunderte es mich keine Sekunde, als sie vorschlug, dass wir uns an der Estação Pinheiros treffen sollten, um die neue Metrô, die Linha 4-Amarela, auszuprobieren. Was für eine großartige Idee.

Ich nahm also die CPTM, eine Art S-Bahn, von der Estação Berrini zur Estação Pinheiros, an der sie bereits wartete.

 

Gemeinsam fuhren die Rolltreppe hinauf und tauchten ein in eine Welt kühler Sachlichkeit und intensiver Farben. Einmal oben angekommen, liefen wir einen modernen, exzellent ausgeschilderten Gang entlang zur Linha 4.

 

Während wir auf vier langen Rolltreppen in die Tiefe glitten, berichtete Tereza von den dramatischen Ereignissen, die den Beginn der Bauarbeiten geprägt hatten: Am 12. Januar 2007 war die komplette Decke des Bahnhofs in sich zusammengestürzt und hatte einen Krater von mehr als achtzig Metern im Durchmesser hinterlassen.

Mehrere Fahrzeuge, darunter ein vorbeifahrender Kleinbus, waren geradezu verschluckt worden, auch der Kipplaster eines Bauarbeiters, der, nachdem der Alarm ertönt war, zu seinem Fahrzeug geeilt war, um seine persönlichen Dokumente zu holen. Insgesamt sieben Menschen starben bei diesem tragischen Unfall.

 

Im Mai 2008, nach einer genauen Untersuchung der Unfallursache, wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Seit Ende Mai 2010 verkehrt die Linha 4 zwischen den Stationen Paulista und Faria Lima. Knapp ein Jahr später wurde die Strecke Paulista bis Butantã eröffnet. Seit dem 15. September fährt die Linha Amarela nun von Luz bis Butantã, wobei bislang noch nicht alle vorgesehenen Stationen in Betrieb sind.

 

Berührt durch den Bericht über den Unfall, beeindruckt von der Architektur ging es an Terezas Seite auf den ThyssenKrupp-Rolltreppen weiter in die Tiefe. Die Linha 4 funktioniere ganz ohne Fahrer, berichtete Tereza weiter. In über 30 Städten weltweit sei diese Technologie im Einsatz.

 

Auf dem Bahnsteig fühlte ich mich an die AirTrain des New Yorker John-F.-Kennedy-Airports erinnert, auch wenn die nicht halb so modern ist, wie die Linha 4, denn die Gleise sind ebenfalls durch Glastüren versperrt. Fährt die Metrô ein, öffnen sich diese.

 

Als wir einstiegen, war ich einmal mehr beeindruckt, denn die Hightech-Bahn vereint Funktionalität und Ästhetik auf höchst gelungene Weise. Die durchgehende Bahn, die in weiß, grau, gelb und orange gehalten ist, besticht durch elegant geformte Chromstangen und formschöne Glasscheiben im Bereich der Türen.

In der Metrô, die sonst von einem munteren Stimmengewirr erfüllt ist, herrschte andächtiges Schweigen - als wären die Passagiere sprachlos ob der Schönheit der Umgebung.

 

Nach nur zwei Stationen, an der Avenida Paulista, stiegen wir leider aus, um in die Linha 1 umzusteigen. Diese Tour, das war sofort klar, würde ich künftig in meine São Paulo-Führungen aufnehmen.

 

Gestern nun unternahm ich meine erste Tour und natürlich stand die Route Pinheiros bis Luz auf dem Programm. Die Gäste aus Deutschland waren sehr angetan.