Dudalina – “Camisas para mulheres que decidem”

Es begann mit dem Beginn unserer Nutzung brasilianischer Medien an einem Samstag Ende August 2011. Mein Mann durchblätterte unser erstes “Veja”, ein auflagenstarkes Wochenmagazin aus dem Hause Abril. Offensichtlich hatte er den Titel des Magazins wörtlich genommen: „Schau her!“, sagte er, und deutete auf eine ganzseitige Anzeige des Blusenherstellers Dudalina. Zukünftig verging kaum eine Woche, in der er mich nicht auf die eleganten und äußerst femininen Blusen hinwies.

Als wir, Monate später, schließlich zufällig auf ein kleines Dudalina-Geschäft stießen, war er kaum mehr zu halten. Jetzt schenke ich Dir eine Dudalina-Bluse, rief er begeistert aus, während ich die edle, farbenfrohe Oberbekleidung, zum Teil mit floralem Mustermix, kritisch betrachtete. Ich bin eher der klassische Typ, mit einem Faible für weiße Blusen. Und wenn schon nicht weiß, dann doch wenigsten monochrom.

 

Über die Monate zog sich unser Dudalina-Spiel hin. Wann immer mein Mann auf eine Dudalina-Anzeige stieß, geriet er ins Schwärmen und wenn wir, bei unseren Streifzügen durch das Morumbi Shopping, das Geschäft passierten, erklärte er regelmäßig, dass heute der Tag gekommen sei, eine Dudalina-Bluse zu erstehen.

 

Auch am vergangenen Wochenende schien sich unser Spiel zu wiederholen. Einmal mehr standen wir vor dem Blusenfachgeschäft, in dessen Fenster tatsächlich einmal eine weiße Bluse ausgestellt war, wenn auch mit den typischen Dudalina-Details – dem auffälligen Logo, der Flor-de-Liz, der typisch abgesetzten Taillierung und den aufwändig gestalteten Manschetten.

 

Dieses Mal überraschte ich meinen Mann und entschied mich, dem Claim des Hauses Dudalina entsprechend – denn das Unternehmen offeriert schließlich “Camisas para mulheres que decidem”, „Blusen für Frauen, die entscheiden“ – das Geschäft zu betreten und der weißen Bluse mit zyklamfarbenen Elementen eine Chance zu geben.

 

Brechend voll war das kleine Fachgeschäft. Unzählige Verkäuferinnen umschwärmten die zahlreichen Kundinnen. Einmal an seinem Ziel angekommen, war mein Mann, der in vergleichen Situationen eher klaustrophobisch reagiert, sehr tapfer. Nachdem die weiße Bluse meiner durch die exzellente brasilianische Küche etwas veränderten Silhouette durchaus schmeichelte, hatte auch ich Feuer gefangen. Angetan von den hochwertigen Materialien, probierte ich eine Bluse nach der anderen. Mal glich der Look dem eines Paradiesvogels, mal kam er eher bieder daher. Ich wählte meinen Klassiker und zog, während mein Mann bereits zahlte, einen schlichten Baumwollpullover, dessen Farbe mit den Details der Bluse korrespondierte, über. Das Geschäft verließen wir mit einer zyklamfarbenen, hochwertigen Tasche aus lackiertem Karton, zugebunden mit einer edlen Schleife, allerdings ohne den Pullover.

 

Um den ergänzten wir die wirklich schöne Bluse erst am nächsten Tag, im stylischen Shopping Patio Higienópolis. Dort stießen wir, dem Damengeschäft gegenüberliegend, erstmals auf eines für Herren. So angetan mein Mann von den Damenblusen war, so wenig konnte er allerdings mit der feminin anmutenden Herrenlinie mit in schwarz gehaltenem Logo anfangen.

 

Nach so viel Dudalina war ich neugierig geworden und verbrachte den restlichen Sonntagnachmittag mit der interessanten Lektüre der Dudalina-Internetseite. Namensgeber des Traditionsunternehmens waren Rodolfo Francisco de Souza, genannt Duda, und dessen Frau Adelina Clara Hess de Souza, eine Brasilianerin mit deutschen Wurzeln gewesen.

 

Adelina, so Sônia Regina Hess de Souza, die Tochter, die heute das Unternehmen führt, sei die große Unternehmerin in der Familie gewesen. Der Vater habe zwar hart gearbeitet, doch er sei eigentlich eher ein Poet gewesen. Er sei das Herz und die Mutter, auf deren deutsche Herkunft sie in diesem Zusammenhang verweist, sei der Verstand gewesen. Sie, so berichtet die Tochter, sei letztlich auch für den Start des eher zufällig entstandenen Unternehmens, der auf den 3. Mai 1957 datiert ist, verantwortlich.

 

Da die Mutter, die mit der Versorgung ihrer 16 Kinder durchaus ausgelastet gewesen sei, keine Zeit zum Einkaufen gefunden habe, hätte dies der Vater übernommen, der sich auf einem seiner Streifzüge dazu hinreißen ließ, große Mengen Stoff zu kaufen. Anstatt verärgert zu sein, habe die pragmatische Adelina sogleich die Chance gesehen, den Stoff zu verarbeiten und Hemden daraus herzustellen. Sie habe die Schnittmuster erstellt, zwei Näherinnen eingestellt und die fertigen Hemden schließlich verkauft.

 

Über 50 Jahre stand das Unternehmen, das aktuell die Marken “Base”, “Individual”, “Dudalina Masculina” und “Dudalina Feminina” vertreibt, ausschließlich für Herrenmode.

 

Erst am 13. April 2011, nahezu zeitgleich mit meiner Ankunft, eröffneten die ersten beiden Dudalina Feminina-Stores in São Paulo. Neben diesen zwei Geschäften in São Paulo, öffnete das Unternehmen im gleichen Jahr, über das Land verteilt, 28 weitere. In 2012 soll diese Zahl nahezu verdoppelt werden.

 

Mittlerweile werden pro Jahr rund 3.500 verschiedene Modelle produziert, etwa 1.500 Blusen und um die 2.000 Herrenhemden.

 

Das Unternehmen, das zwischen 2009 und 2012 ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet, ist in den USA bereits in einigen Geschäften, die internationale Marken vertreiben, vertreten. Eigene Stores sind in Planung. In London sei man ebenfalls in acht renommierten Geschäften präsent. Auch in Paris und Mailand habe sich Dudalina bereits vorgestellt. Von dem geplanten Showroom in Mailand aus, wolle man nun den europäischen und den asiatischen Markt erobern.