Nach wenigen Wochen in São Paulo habe ich damit begonnen, meine Erlebnisse in der pulsierenden Megacity aufzuschreiben. So sind knapp 100 Kolumnen entstanden.
Im Foyer des Club Transatlântico traf ich ihn zum ersten Mal – Ende März 2011. In seiner damaligen Funktion als Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war Dr. Peter Ramsauer als Gast der der Câmara Brasil-Alemanha de São Paulo, der Außenhandelskammer (AHK), in den Club Transatlântico gekommen, um über deutsches Know-how für künftige Infrastrukturprojekte in Brasilien sprechen.
Anlässlich der Fußball-WM 2010 veröffentlichte die Berliner Zeitung am 14.06.2010 folgende Glosse:
Sprachverwirrung
Plötzlich war das Fernsehbild weg, mitten im Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, die Tonspur sprang vom Englischen ins Französische und zurück - das war kein guter WM-Start für den arabischen Sender Al Jazeera. Was war nur passiert? Sabotage natürlich, vermutet der Sender und hat sich umgehend bei der Fußballterrororganisation FIFA beschwert, die natürlich umgehend eine lückenlose Aufklärung versprach. Auch wir möchten dabei helfen, dass die WM überall auf der Welt einwandfrei empfangen werden kann. Das Problem könnte ein technisches sein, und den entscheidenden Hinweis liefert Lothar Matthäus, der während der WM als Kommentator und Aushilfsdeutscher für Al Jazeera arbeitet. "Ich rede Deutsch und Englisch", sagte Matthäus nach Bekanntgabe seines Engagements, "es wird simultan übersetzt." Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch - das war wohl zu viel. Wir hoffen aber, dass with a little bit of lucky die babylonische Sprachverwirrung behoben werden kann. (pal.)
Vor wenigen Tagen wurden unsere Anträge auf Registrierung zur Teilnahme an der Europawahl 2014 in den zuständigen Wahlämtern in Berlin und Bayreuth zugestellt. Wir waren erleichtert, denn wer als sogenannter Auslandsdeutscher an einer Wahl teilzunehmen möchte, sollte vorausplanen.
Es war heiß an diesem 12. Februar 2013, dem letzten Tag der Karnevalswoche, als wir durch die menschenleeren Straßen des Stadtzentrums liefen. Wir waren aufgebrochen, um die ausgestorbene Megacity fotografisch festzuhalten. Keine besonders gute Idee, denn die Sonne brannte und die schwüle Hitze setzte uns zu.
Kaum in Brasilien angekommen, kaufte ich mir im Februar 2011 in Rio de Janeiro zwei dünne amerikanische Taschenbücher und zahlte dafür deutlich mehr als für eine hochwertig gebundene Neuerscheinung in Deutschland. Da würde etwas auf mich zukommen, dachte ich bei mir, denn ich las schon immer gern und viel.
Im Foyer des Club Transatlântico traf ich ihn zum ersten Mal – Ende März 2011. In seiner damaligen Funktion als Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war Dr. Peter Ramsauer als Gast der der Câmara Brasil-Alemanha de São Paulo, der Außenhandelskammer (AHK), in den Club Transatlântico gekommen, um über deutsches Know-how für künftige Infrastrukturprojekte in Brasilien sprechen.
Anlässlich der Fußball-WM 2010 veröffentlichte die Berliner Zeitung am 14.06.2010 folgende Glosse:
Sprachverwirrung
Plötzlich war das Fernsehbild weg, mitten im Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, die Tonspur sprang vom Englischen ins Französische und zurück - das war kein guter WM-Start für den arabischen Sender Al Jazeera. Was war nur passiert? Sabotage natürlich, vermutet der Sender und hat sich umgehend bei der Fußballterrororganisation FIFA beschwert, die natürlich umgehend eine lückenlose Aufklärung versprach. Auch wir möchten dabei helfen, dass die WM überall auf der Welt einwandfrei empfangen werden kann. Das Problem könnte ein technisches sein, und den entscheidenden Hinweis liefert Lothar Matthäus, der während der WM als Kommentator und Aushilfsdeutscher für Al Jazeera arbeitet. "Ich rede Deutsch und Englisch", sagte Matthäus nach Bekanntgabe seines Engagements, "es wird simultan übersetzt." Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch - das war wohl zu viel. Wir hoffen aber, dass with a little bit of lucky die babylonische Sprachverwirrung behoben werden kann. (pal.)
Vor wenigen Tagen wurden unsere Anträge auf Registrierung zur Teilnahme an der Europawahl 2014 in den zuständigen Wahlämtern in Berlin und Bayreuth zugestellt. Wir waren erleichtert, denn wer als sogenannter Auslandsdeutscher an einer Wahl teilzunehmen möchte, sollte vorausplanen.
Es war heiß an diesem 12. Februar 2013, dem letzten Tag der Karnevalswoche, als wir durch die menschenleeren Straßen des Stadtzentrums liefen. Wir waren aufgebrochen, um die ausgestorbene Megacity fotografisch festzuhalten. Keine besonders gute Idee, denn die Sonne brannte und die schwüle Hitze setzte uns zu.
Kaum in Brasilien angekommen, kaufte ich mir im Februar 2011 in Rio de Janeiro zwei dünne amerikanische Taschenbücher und zahlte dafür deutlich mehr als für eine hochwertig gebundene Neuerscheinung in Deutschland. Da würde etwas auf mich zukommen, dachte ich bei mir, denn ich las schon immer gern und viel.
Im Foyer des Club Transatlântico traf ich ihn zum ersten Mal – Ende März 2011. In seiner damaligen Funktion als Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war Dr. Peter Ramsauer als Gast der der Câmara Brasil-Alemanha de São Paulo, der Außenhandelskammer (AHK), in den Club Transatlântico gekommen, um über deutsches Know-how für künftige Infrastrukturprojekte in Brasilien sprechen.
Anlässlich der Fußball-WM 2010 veröffentlichte die Berliner Zeitung am 14.06.2010 folgende Glosse:
Sprachverwirrung
Plötzlich war das Fernsehbild weg, mitten im Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, die Tonspur sprang vom Englischen ins Französische und zurück - das war kein guter WM-Start für den arabischen Sender Al Jazeera. Was war nur passiert? Sabotage natürlich, vermutet der Sender und hat sich umgehend bei der Fußballterrororganisation FIFA beschwert, die natürlich umgehend eine lückenlose Aufklärung versprach. Auch wir möchten dabei helfen, dass die WM überall auf der Welt einwandfrei empfangen werden kann. Das Problem könnte ein technisches sein, und den entscheidenden Hinweis liefert Lothar Matthäus, der während der WM als Kommentator und Aushilfsdeutscher für Al Jazeera arbeitet. "Ich rede Deutsch und Englisch", sagte Matthäus nach Bekanntgabe seines Engagements, "es wird simultan übersetzt." Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch - das war wohl zu viel. Wir hoffen aber, dass with a little bit of lucky die babylonische Sprachverwirrung behoben werden kann. (pal.)
Vor wenigen Tagen wurden unsere Anträge auf Registrierung zur Teilnahme an der Europawahl 2014 in den zuständigen Wahlämtern in Berlin und Bayreuth zugestellt. Wir waren erleichtert, denn wer als sogenannter Auslandsdeutscher an einer Wahl teilzunehmen möchte, sollte vorausplanen.
Es war heiß an diesem 12. Februar 2013, dem letzten Tag der Karnevalswoche, als wir durch die menschenleeren Straßen des Stadtzentrums liefen. Wir waren aufgebrochen, um die ausgestorbene Megacity fotografisch festzuhalten. Keine besonders gute Idee, denn die Sonne brannte und die schwüle Hitze setzte uns zu.
Kaum in Brasilien angekommen, kaufte ich mir im Februar 2011 in Rio de Janeiro zwei dünne amerikanische Taschenbücher und zahlte dafür deutlich mehr als für eine hochwertig gebundene Neuerscheinung in Deutschland. Da würde etwas auf mich zukommen, dachte ich bei mir, denn ich las schon immer gern und viel.
Im Foyer des Club Transatlântico traf ich ihn zum ersten Mal – Ende März 2011. In seiner damaligen Funktion als Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war Dr. Peter Ramsauer als Gast der der Câmara Brasil-Alemanha de São Paulo, der Außenhandelskammer (AHK), in den Club Transatlântico gekommen, um über deutsches Know-how für künftige Infrastrukturprojekte in Brasilien sprechen.
Anlässlich der Fußball-WM 2010 veröffentlichte die Berliner Zeitung am 14.06.2010 folgende Glosse:
Sprachverwirrung
Plötzlich war das Fernsehbild weg, mitten im Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, die Tonspur sprang vom Englischen ins Französische und zurück - das war kein guter WM-Start für den arabischen Sender Al Jazeera. Was war nur passiert? Sabotage natürlich, vermutet der Sender und hat sich umgehend bei der Fußballterrororganisation FIFA beschwert, die natürlich umgehend eine lückenlose Aufklärung versprach. Auch wir möchten dabei helfen, dass die WM überall auf der Welt einwandfrei empfangen werden kann. Das Problem könnte ein technisches sein, und den entscheidenden Hinweis liefert Lothar Matthäus, der während der WM als Kommentator und Aushilfsdeutscher für Al Jazeera arbeitet. "Ich rede Deutsch und Englisch", sagte Matthäus nach Bekanntgabe seines Engagements, "es wird simultan übersetzt." Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch - das war wohl zu viel. Wir hoffen aber, dass with a little bit of lucky die babylonische Sprachverwirrung behoben werden kann. (pal.)
Vor wenigen Tagen wurden unsere Anträge auf Registrierung zur Teilnahme an der Europawahl 2014 in den zuständigen Wahlämtern in Berlin und Bayreuth zugestellt. Wir waren erleichtert, denn wer als sogenannter Auslandsdeutscher an einer Wahl teilzunehmen möchte, sollte vorausplanen.
Es war heiß an diesem 12. Februar 2013, dem letzten Tag der Karnevalswoche, als wir durch die menschenleeren Straßen des Stadtzentrums liefen. Wir waren aufgebrochen, um die ausgestorbene Megacity fotografisch festzuhalten. Keine besonders gute Idee, denn die Sonne brannte und die schwüle Hitze setzte uns zu.
Kaum in Brasilien angekommen, kaufte ich mir im Februar 2011 in Rio de Janeiro zwei dünne amerikanische Taschenbücher und zahlte dafür deutlich mehr als für eine hochwertig gebundene Neuerscheinung in Deutschland. Da würde etwas auf mich zukommen, dachte ich bei mir, denn ich las schon immer gern und viel.
„Lass uns doch zum Luxus-Supermarkt fahren“, schlug mein Mann am vergangenen Samstag spontan vor. Als sich herausstellte, dass er dabei nicht an Casa Santa Luzia, sondern an das nahegelegene st|marche gedacht hatte, machte ich einen Gegenvorschlag.
Unbedingt wollten wir Trancoso und seine legendären Strände sehen, wenn schon nicht zu Fuß, dann wenigstens mit dem Auto, das wir am Tag nach unserer kräftezehrenden Wanderung mieteten. Dass auch diese Tour nicht ohne Abenteuer sein würde, schwante mir, als ich feststellte, dass unser kleines, rotes Gefährt zwar über eine Klimaanlage, nicht aber über ein Navigationsgerät verfügte. Die eher schematischen Touristenkarten, die uns die Autovermietung ausgehändigt hatte, könnten der groben Orientierung dienen, doch mehr wohl nicht.
Ob es möglich sei, Trancoso per Fuß zu erreichen, wenn wir am Strand entlang gingen, fragte ich die Rezeptionistin unseres Boutique Hotels in Araial d' Ajuda, denn in der stylischen Herberge lagen nirgends die gängigen Touristeninformationen aus, die einen Anhaltspunkt zur Erkundung bieten. „Ja, ich bin bereits mehrfach auf diesem Weg nach Trancoso gelaufen“, erklärte die junge Frau, allerdings sei es bereits relativ spät. Wir sollten zügig aufbrechen, um vor Einsetzen der Flut die Wegstrecke an den Felsen zurücklegen zu können. Ob wir diese auch passieren könnten, wenn die Flut einmal eingesetzt habe, wollte ich wissen. Auch dies sei möglich, sie habe die Felsen selbst bereits einmal erklettert und sei nach ungefähr zwei Stunden gut dort angekommen.
Mit einer der längsten Küstenlinien weltweit kann Brasilien einen Superlativ für sich verbuchen. Stolze 8.000 Kilometer misst die Küste, die 2.045 Strände zählt. Fast so zahlreich wie die Strände sind die Rankings, die der Sonnenhungrige konsultieren kann. Kaum zu sagen, wie viele Auflistungen der zehn besten Strände Brasiliens ich in den vergangenen knapp drei Jahren studiert habe.
„H-O-M-B-R-E – das sagt doch schon alles“, meinte mein Mann, kaum, dass wir in Buenos Aires angekommen waren. „Das Wort allein klingt so sonor, kraftvoll und stolz. Ganz anders als das gequetschte homem, das nach Sopran klingt“, führte er seine sprachwissenschaftlichen Ausführungen zum Substantiv Mann fort.
Vor sage und schreibe 280 Tagen habe ich meine letzte Kolumne veröffentlicht. Unglaublich, denn es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen.
Nachdem die Brasil-Post am 28. September 2012 nach 62 Jahre eingestellt wurde, war Zeit für Neues gekommen.
„Schau mal, gleich bricht die Frau da drüben theatralisch in Tränen aus. Garantiert findet sie irgendeine Erklärung dafür, warum sie keine andere Wahl hatte, als ihren Geländewagen ausgerechnet auf dem Behindertenparkplatz abzustellen“, kommentierte ich eine Szene, die ich vom Fenster eines Restaurants beobachtet hatte.
Vor 727 Tagen oder auch 103 Wochen und sechs Tagen bin ich in São Paulo eingetroffen. Wie mein Mann, der 106 Tage zuvor in Deutschland gestartet war, ohne Look-and-See-Trip, ohne Kulturtraining und ohne nennenswerte Sprachkenntnisse.
Im Kontext des 459. Geburtstags der Stadt São Paulo am 25. Januar führte das renommierte Meinungsforschungsinstitut IBOPE (Instituto Brasileiro de Opinião Pública e Estatística) eine repräsentative Untersuchung zur Lebensqualität in der Stadt durch, die ergeben hat, dass die überwiegende Mehrheit der Paulistanos mit dem Leben in der Stadt unzufrieden ist.
Mein Mann lebte keine zwei Monate in der Megacity, als ich ihn zum ersten Mal besuchte, und wir – aus rein touristischem Interesse – die ersten Fotos schossen, um unsere Eindrücke für die Ewigkeit festzuhalten.
Sechs Tage wollten wir der brütenden Hitze der Megacity entfliehen. 1.628 Meter über dem Meeresspiegel, in den Bergen der Serra da Mantiqueira gelegen, schien Campos do Jordão, die „Schweiz Brasiliens“, das perfekte Ziel zu sein – mit einer geradezu bestechenden Wettervorhersage: Keinen Tag würde das Thermometer zu dieser Zeit dort die 25-Grad-Marke übersteigen.
Ganz unerwartet, am Ende eines Feldwegs, traf sie uns: Die Liebe auf den ersten Blick.
An einer kleinen Ausbuchtung an der Estrada p/ O Pico do Itapeva, der Straße zum Gipfel von Itapeva, im Gemeindebezirk Pindamonhangaba, unweit von Campos do Jordão, hatten wir angehalten, um Fotos zu machen.
„In Brasilien gibt es viele Silvesterbräuche“, hatte meine Freundin Tereza vor dem zurückliegenden Jahreswechsel berichtet. „Ich bin ganz sicher, dass Ihr auch im Terraço Itália mit dem ein oder anderen Brauch in Berührung kommen werden“, hatte sie ausgeführt. Schließlich hatte sie mir einen kurzen Überblick gegeben und ich versuchte, die Vielzahl an Silvester-Ritualen aufzunehmen und zu speichern, was mir in der Gänze allerdings nicht gelang. Einige „Handlungen“ glaubte ich tatsächlich im Rahmen unseres Silvester-Events bemerkt zu haben. In diesem Jahr wollte ich mehr wissen und studierte zahlreiche Quellen. Mein Ergebnis: Réveillon in Brasilien ist eine echte Wissenschaft.
Kleidung, Spielzeug, Schuhe, Accessoires, Kosmetik und Parfums: Dies sind laut einer aktuellen Umfrage von CONECTAí, zuständig für Internetbefragungen bei IBOPE Inteligência, die in diesem Jahr meistgekauften Geschenke brasilianischer Internet-Nutzer.
Jedes Jahr zu Weihnachten können Kinder weltweit ihre Weihnachtswünsche per Post auf den Weg bringen. In Finnland nimmt die beispielsweise Santa’s Main Post Office in Napapiiri am Polarkreis entgegen. Russische Kinder können sich mit ihren Anliegen vertrauensvoll an Väterchen Frost in Weliki Ustjug, im äußersten Nordosten der Oblast Wologda, wenden.
„Prävention bezeichnet in der grundlegenden Bedeutung des Begriffs ein Handlungsprinzip: Praevenire heißt zuvorkommen. Man tut etwas, bevor ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zustand eintreten, damit diese nicht eintreten oder zumindest der Zeitpunkt ihres Eintretens hinausgeschoben wird oder ihre Folgen begrenzt werden“, schreibt Ulrich Bröckling in seinem Artikel „Vorbeugen ist besser… Zur Soziologie der Prävention“, veröffentlicht in “Behemoth. A Journal on Civilisation” aus dem Jahr 2008.
Granizo, Hagel, trommelte gegen die Fensterscheiben, als ich mich an einen Artikel erinnerte, den ich kurz zuvor gelesen hatte. In einer Reportage über Berufe, die vom Aussterben bedroht sind, hatte das Wochenmagazin Veja unter anderem über einen Guarda-Chuveiro, einen Schirmmacher, berichtet.
Wir plauderten über Brasilien, darüber, was uns, die wir beide aus Deutschland stammen, in das subtropische Land geführt hatte, als meine Gesprächspartnerin beiläufig einstreute, dass sie einmal gehört habe, dass mit Melitta Deutschland in Brasilien angekommen sei. Der Urheber dieses Satzes muss ein echter Fan der Filtertüten sein, dachte ich bei mir. Diese Position hätte ich anderen Traditionsunternehmen eingeräumt.
Als ich erschöpft und überglücklich von meinem aufregenden Fototermin in der Zona Leste zurückgekehrt war und meine E-Mails abrief, kam mir spontan der Gedanke, dass dieser Tag wohl mein Glückstag sein müsste, denn wider Erwarten hatte ich Post von der Prefeitura, der Stadtverwaltung, erhalten. Meiner schriftlichen Anfrage nach den Aktivitäten in den Bereichen Natur und Umweltschutz hatte man sich dort tatsächlich angenommen.
Eine Wegbeschreibung
Morgen würde ich die Hilfsorganisation besuchen, um über ihre Begrünungsprojekte zu erzählen. Dann hätte ich bereits zwei Motive für den III Prêmio de Fotografia 2012. Alles funktionierte reibungslos. Auch die Mail mit der Wegbeschreibung erhielt ich vereinbarungsgemäß am gleichen Abend.
Stichwort Geschichte
Um über die saisonal stark angestiegenen Aktivitäten innerhalb der deutschen Community im Bilde zu sein, hatte ich den Newsletter des Club Transatlântico studiert und war so – eher zufällig – auf den III Prêmio de Fotografia 2012, einen Fotowettbewerb zum Thema “Verde na Metrópole”, „Grün in der Stadt“, gestoßen.
„Wir sehen uns dann auf dem Oktoberfest im Club Transatlântico“, beendete Klaus Dormien, zu diesem Zeitpunkt Geschäftsführer der Brasil-Post, unser Telefonat, als bestünde kein Zweifel daran, dass mein Mann und ich das, laut seinen Angaben, „mit Abstand beste Fest innerhalb der deutschen Community“ besuchen würden.
FORÇA DE VONTADE – titelt das auflagenstarke brasilianische Wochenmagazin Veja in dicken roten Lettern. Im Hintergrund der Fußballspieler Ronaldo, o Fenômeno, mit nacktem Oberkörper, der kritisch seinen dicken Bauch abtastet. Der Ausnahmeathlet, der am 14. Februar 2011, zwei Tage nach meiner Ankunft in Brasilien, seinen Abschied vom Profisport erklärt hatte, ist ausgesprochen beliebt. Seine Popularität, schreibt Veja in seiner Februar-Ausgabe, sei vergleichbar mit der Pelés und Ayrton Sennas. So zog die Fußballikone der 1990er Jahre zum Anlass seines Abschieds sage und schreibe 480 Pressevertreter auf das Trainingsgelände seines letzten Vereins, des Sport Club Corinthians Paulista, kurz Corinthians, 30 Journalisten mehr als zur Vereidigung von Präsidentin Dilma Rousseff am 1. Januar 2011 erschienen waren.
Fahnen säumten unseren Weg vom Guararapes International Airport in Recife, der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco, bis nach Maragogi, unserem Reiseziel im benachbarten Alagoas. „Hier wird am 7. Oktober offensichtlich auch gewählt“, warf ich ein und setzte meinen Mann über mein durch die “Horário Político”, die politische Zeit, erworbenes Wissen ins Bild.
Mitte Januar 2011 wurde es konkret: Ich hatte das elektronische Ticket für meinen Flug nach São Paulo erhalten. Schon in wenigen Wochen würde ich ein neues Leben beginnen. In der letzten Januarwoche wurden meine Umzugsgüter in den Überseecontainer eingeladen und weitere zwei Wochen später flog ich in die Megacity – mit drei Kontakten im Gepäck.
„Möchtet Ihr uns am Wochenende zum Grillen am Strand begleiten?“, fragte die Meisterköchin freudig, die, wie sich herausstellte, nicht etwa an die Sonnenexposition unserer winterblassen teutonischen Körper, sondern vielmehr an die gemeinschaftliche Zubereitung köstlichen Grillguts an einem nahegelegenen Strand dachte.
Noch fünf Stunden zuvor hatte ich nicht gewusst, dass ich um 18.00 Uhr an Gate 6 des Aeroporto de Congonhas sein würde, um nach Rio de Janeiro zu fliegen. Glücklich und voller Vorfreude auf ein verlängertes Wochenende an der Copacabana hatte ich gerade zwischen ernst dreinschauenden Geschäftsreisenden Platz genommen, als eine Gate-Änderung für meinen Flug durch den Lautsprecher dröhnte.
Ich war im Taxi unterwegs zu einem Termin, als plötzlich mein Telefon klingelte. „Fahr doch bitte, wenn Du fertig bist, zu meiner Assistentin“, sagte mein Mann durch einen Geräuschteppich von klapperndem Geschirr, klirrenden Gläsern und Stimmen in unterschiedlichster Tonlage. „Sie soll einen Flug für Dich buchen, am besten heute um 19.00 Uhr, meinen Rückflug auf Sonntag umbuchen, das Hotel verlängern und Dich dort als zweiten Gast melden“, führte er, gegen die Geräuschkulisse kämpfend, freudig aus. „Es ist so schön hier“, erklärte er. „Der… Fenster… großartig…“. „Ich verstehe Dich nicht mehr“, rief ich so laut ins Telefon, dass sich der Taxifahrer irritiert umschaute. Die Leitung knackte und brach ab. Nach dem Termin würde ich ihn erneut anrufen, spätestens, wenn ich im Büro wäre.
„Komm, wir stellen uns an den Stehtisch dort drüben“, sagte ich zu meinem Mann, kurz nachdem wir das Foyer des Club Transatlântico betreten hatten.
Wer sonntags den kulinarischen Konventionen der Paulistanos, die gegen 14.00 Uhr die Restaurants der Megacity stürmen, nicht folgt, sollte an diesem Tag keine allzu hohen Ansprüche an das Abendessen stellen. Burger, Pommes, Sandwiches oder andere schnelle Speisen – ob im Shopping, in Fastfood-Läden oder in der Padaria an der Ecke, die neben Brot und Waren des täglichen Gebrauchs auch reich- und vor allem fetthaltige Speisen anbietet – stehen zur Auswahl, denn das Angebot an Restaurants, die sonntagsabends ihre Türen öffnen, ist übersichtlich. Genauso wie die Anzahl der Gäste, die den frühen Abend im Restaurant zubringen. Wer will dort schon allein, beobachtet von fünf gelangweilten Kellnern, speisen.
São Paulo ist weltweit berühmt für seine kulinarische Vielfalt. Jeden Monat investieren die Paulistanos R$ 767 Millionen in Mahlzeiten außerhalb der eigenen vier Wände. Dies bedeutet, dass jeder Erwachsene im Durchschnitt R$ 91 pro Monat in den zahlreichen Restaurants der Megacity ausgibt.
Als ich am vergangenen Wochenende mit etwas Mühe weitere Geldscheine hinzufügte, schlug mein Mann vor, ein Sparkonto zu eröffnen. Keine schlechte Idee, diese Option sollte ich recherchieren.
Der typische Paulistano ist weiblich, zwischen 25 und 29 Jahren alt, weiß, hat den ensino médio, die Oberstufe, abgeschlossen, verdient gut, ist katholisch und hat eine große Leidenschaft: Shopping!
Noch zehn Minuten. Wenn nicht ein Wunder geschehen würde, würde ich meine erste brasilianische Hochzeit versäumen. Zumindest die kirchlich Trauung, die um 18.30 Uhr in der Paróquia Nossa Senhora Mãe do Salvador, unter den Paulistanos als Cruz Torta bekannt, beginnen sollte.
Es begann im Juli 1981, als ich die Hochzeit von Prince Charles und Lady Diana Spencer im Fernsehen verfolgte. Das atemberaubende Brautkleid, die festliche Zeremonie, die prächtige Kutsche weckten meine Leidenschaft für Hochzeiten.
„Buch doch endlich“, schrieb mein Mann vor noch nicht einmal drei Wochen, nachdem wir wenige Tage zuvor am Rande über einen spontanen Kurztrip nach Deutschland gesprochen hatten. 25 Jahre Abitur sollten am darauffolgenden Wochenende gefeiert werden. Wenn ich mir dies tatsächlich entgehen ließe, würde ich es ewig bereuen. Ich klickte auf „Buchung ausführen“ und realisierte in diesem Moment, dass ich in nicht einmal drei Tagen bereits im Flugzeug sitzen würde.
Uma dica interessante: Compre o jornal “O Estado de São Paulo” de hoje e veja na ultima pagina do caderno “Metrópole” a matéria “Do Pacaembu ao Grajaú, dez tours revelam São Paulo” – Ein interessanter Tipp: Kauf die Zeitung “O Estado de São Paulo” von heute und sieh Dir auf der letzten Seite des Ressorts „Metropole“ den Bericht “Do Pacaembu ao Grajaú, dez tours revelam São Paulo” an, forderte mich meine Freundin eines Nachmittags per Kurzmitteilung auf.
Es regnete in Strömen. Ich genoss die Wärme des Apartments, entspannte und wunderte mich, dass mein Mann nach 22.00 Uhr noch immer nicht zuhause war, als plötzlich das Telefon klingelte. Ohne jede Begrüßung sagte er: „Bitte ruf sofort meine Assistentin zuhause an. Ich erreiche sie nicht. Sie geht nicht an ihr Handy. Das Tor geht nicht auf. Ich komme hier nicht raus“. „Klar, mache ich“, erklärte ich, denn Nachfragen, das spürte ich, waren nicht angezeigt.
Hätte ich nicht eine gewisse Neigung zum Abenteuer, wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen, meinen Mann nur 56 Tage nach unserer ersten Begegnung zu heiraten. Noch dazu vor dem Hintergrund, dass er weitere 26 Tage später nach Brasilien aufbrechen sollte. Ich tat es dennoch und ließ mich im Februar 2011 auf das nächste große Wagnis ein. Ich folgte ihm nach São Paulo.
Knapp die Hälfte der Deutschen räumte kürzlich im Rahmen einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“ ein, sportlich nicht aktiv zu sein (48,4 %). Vier von zehn der befragten Bundesbürger gaben sogar zu, sich in den vergangenen sieben Tagen nicht einmal für zehn Minuten mehr als nötig bewegt zu haben (39,2 %).
„Wir gehen zu einen deutschsprachigen Kinderarzt“, berichtete eine Freundin, nachdem ich ihr von meinem ersten eher unerfreulichen Arztbesuch in der Megacity erzählt hatte. „Dieser Arzt behandelt auch Erwachsene. Ich war selbst schon dort und kann gern einen Termin für Dich vereinbaren“, erklärte sie weiter. Zum Kinderarzt solle ich gehen?
Meinen ersten Arztbesuch in der Megacity habe ich lange aufgeschoben, trotz einer massiven Erkältung. Im Mai 2011 hatte mein Organismus nahezu schutzlos mit Tiefsttemperaturen von um die 12 Grad gekämpft, ohne wärmende Kleidung, denn die befand sich zu diesem Zeitpunkt in unserem Container, der im Hafen von Santos auf seine Freigabe wartete. Als das Thermometer im Juni an manchen Tagen gar bis auf eisige 9 Grad sank, vermochte auch die wärmste Kleidung nichts mehr auszurichten.
Es bedarf eines hohen Maßes an Aufmerksamkeit, einer ausgeprägten Geschicklichkeit oder viel Übung, um sich sicher im öffentlichen Raum der Megacity bewegen zu können.
Es begann mit dem Beginn unserer Nutzung brasilianischer Medien an einem Samstag Ende August 2011. Mein Mann durchblätterte unser erstes “Veja”, ein auflagenstarkes Wochenmagazin aus dem Hause Abril. Offensichtlich hatte er den Titel des Magazins wörtlich genommen: „Schau her!“, sagte er, und deutete auf eine ganzseitige Anzeige des Blusenherstellers Dudalina. Zukünftig verging kaum eine Woche, in der er mich nicht auf die eleganten und äußerst femininen Blusen hinwies.
Meteorologisch hat er am 20. März begonnen, doch langsam zieht er tatsächlich ein. Es wird Herbst in der Megacity. Fast poetisch die Überschrift des Wetterberichts in diesen Tagen: “Friozinho na madrugada em São Paulo” oder auch „kühl im Morgengrauen in São Paulo“. Von der “ar polar”, der Polarluft, zu Wochenbeginn wird berichtet, von Nebel und viel Regen am Wochenende.
Deutsches Fräuleinwunder ist, laut Wikipedia, ein Begriff, der in den 1950er Jahren in den USA geprägt wurde. Ein Jahrzehnt lang stand er für junge, attraktive, moderne, selbstbewusste und begehrenswerte deutsche Frauen der 50er Jahre, so die freie Enzyklopädie.
Der Begriff des Stereotyps wurde bereits 1922 vom US-Journalisten Walter Lippmann in die Sozialwissenschaften eingeführt, der damit die „Bilder in unseren Köpfen“ beschrieb. In seiner Arbeit “Public Opinion” − Die Öffentliche Meinung, die als bahnbrechend für die Stereotypenforschung gilt, definierte er das Stereotyp als „eine erkenntnis-ökonomische Abwehreinrichtung gegen die notwendigen Aufwendungen einer umfassenden Detailerfahrung”.
Vivian Manasse Leite, die im Rahmen des Treffpunkt São Paulo, eines monatlichen deutschsprachigen Frühstücks zum Thema „Interkulturelle Herausforderungen in Brasilien“ referierte, begann assoziativ: Was den Teilnehmerinnen bei Kokosnuss und Pfirsich in den Sinn käme, wollte die Deutsch-Brasilianerin wissen. Ihr Einstieg, der klassische Icebreaker, erfüllte seine Funktion, doch die Expertenantwort blieb sie vorerst schuldig.
São Paulo ist eine Stadt der Superlative. Da verwundert es wenig, täglich auf beindruckende Zahlen, auf neue Rekorde zu stoßen. Doch dass die Megacity im Bereich Blumen und Pflanzen ganz weit oben steht überrascht, denn São Paulo ist die viertgrößte urbane Agglomeration der Erde und der größte Ballungsraum der Südhalbkugel.
Der Himmel verdunkelt sich, der Wind wird stärker, handtellergroße Regentropfen prasseln auf den heißen Asphalt. Es blitzt und donnert, bis plötzlich wachteleiergroße Hagelkörner vom Himmel fallen. Ein Wetterereignis, wie es nur in den Subtropen zu erleben ist.
Diese oder ähnliche Anzeigen prangen an Straßenlaternen oder Strommasten. Nie hatte ich darüber nachgedacht, was diese drei Worte eigentlich bedeuten. Bislang hatte ich den kleinen Klebezetteln, die günstige Krankenversicherungen, Wohnungen oder Dienstleitungen anpreisen, wenig Beachtung geschenkt.
Brasiliens Schuhproduzenten steigerten laut des Branchenverbands Abicalçados ihre Produktion 2010 um 5,5 Prozent auf 893,4 Millionen Paare und lagen damit hinter der Volksrepublik China und Indien auf dem dritten Platz weltweit.
Der Parque do Ibirapuera, der als São Paulos Antwort auf den New Yorker Central Park gilt, ist wohl der bekannteste Park der Megacity.
Kulturbeflissenen, Skatern, Radfahrern, Joggern und Spaziergängern wird in dem 1954 eröffneten Park, in dessen Gestaltung der berühmte Architekt Oscar Niemeyer und der Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx eingebunden waren, einiges geboten. Frühaufsteher sollte man allerdings sein, denn in den Nachmittagsstunden, insbesondere am Sonntag, bevölkern Heerscharen das innerstädtische Grün.
Kürzlich waren wir zum zweiten Mal bei der Polícia Federal, der Bundespolizei, dieses Mal, um unsere Permanência, die Daueraufenthaltsgenehmigung, in unsere Pässe gestempelt zu bekommen.
Gleichzeitig musste unsere Cédula de Identidade de Estrangeiro, eine Art Personalausweis für Ausländer, der die sogenannte RNE (Registro Nacional de Estrangeiros), eine mehrstellige Registrierungsnummer, enthält, neu beantragt werden, denn in unserem aktuelle Dokument war noch die Classificação Temporario eingedruckt.
Annähernd 30.000 Deutsche zählte Brasilien laut verschiedener Quellen im Jahr 2010.
Für den Bundesstaat São Paulo hatte die Polícia Federal, die Bundespolizei, zuletzt 2008 eine Schätzung durchgeführt. Die Behörde kam auf etwa 21.000 Deutsche. Aktuelle, verlässliche Zahlen liegen nicht vor, denn Brasilien verfügt nicht über ein einheitliches Meldewesen.
Mit seinem Barcelona Chair hat Ludwig Mies van der Rohe Designgeschichte geschrieben. Experten bezeichnen das Sitzmöbel gar als „Meilenstein in der Geschichte des modernen Designs“.
„Als Berlin gegründet wurde, stand Aachen bereits seit mehreren Jahrhunderten in voller Blüte“, erklärte mein Mann vollmundig, als ich eines Tages mit Stolz über meine Heimat-, wenn auch nicht meine Geburtsstadt sprach.
Sie prägen das Bild der Megacity wie die traditionellen Black Cabs das Stadtbild Londons, stehen für das südamerikanische Finanz- und Wirtschaftszentrum wie die über 13.000 Yellow Cabs für New York City und die Taxis im Farbton RAL 1015, „Hellelfenbein“, für deutsche Städte – die Helikopter, die insbesondere im Berufsverkehr zahlreich durch die Lüfte schwirren.
…und jetzt hat es auch São Paulo. Ein kleinformatiges Buch mit weißem Cover. “dois por um” heißt es in roten und schwarzen Lettern, was so viel bedeutet wie „zwei für eins“.
Es regnete in Strömen, seit Stunden, so wie es nur in subtropischem Klima regnen kann. Die Morumbi Brücke war hinter einer Wand aus Regen verschwunden, es war, als existiere Brooklin Novo nicht mehr. Die Megacity wirkte wie eine Geisterstadt, nicht zuletzt, da wohl tatsächlich viele Paulistanos die sonst so geschäftige Stadt zum Jahreswechsel verlassen hatten.
Silvester oder Réveillon, wie es in Brasilien heißt, wollten wir in São Paulo, unserer neuen Stadt, verbringen. Doch wie sollten wir diesen besonderen Abend begehen?
“Nesta quinta-feira, dia 27 de outubro de 2011, a cidade de São Paulo terá temperatura mínima de 15ºC e máxima de 27ºC. A probabilidade de chuva é de 5%. O sol nasce às 06h24 e se põe às 19h17. A previsão indica sol entre poucas nuvens.“
200.000 Einwanderer leben in der Megacity São Paulo. Die Stadt zeichne sich, laut einer Publikation der Prefeitura, der Stadtverwaltung, durch mit die größte ethnische Vielfalt weltweit aus. Hier habe sich die größte Population an Japanern, Spaniern, Portugiesen und Libanesen außerhalb des eigenen Heimatlandes angesiedelt.
Im Staat São Paulo lebten 700.000 Nicht-Brasilianer, insgesamt sieben Prozent der Gesamteinwanderer Brasiliens.
4.320 registrierte Fälle von Mord und Totschlag, unglaubliche 506.654 Straßenraube und 68.582 Fälle von räuberischen Angriffen auf Kraftfahrer verzeichnete São Paulo im Jahr 2010.
Seit gestern kämpfen wir! Mein Mann und ich haben den hinzugewonnenen Pfunden den Kampf angesagt, denn die exzellente Cozinha Brasileira hat uns im wahrsten Sinne des Wortes zugesetzt.
„Wusstest Du, dass U2 in der Stadt war“, fragte mich mein Mann eines Abends. Drei Tage, am 09., 10. und 13. April, hatte diese großartige Band im Estádio do Morumbi gespielt und wir erfuhren dies kurz nach ihrem letzten Auftritt.
Kaum ein Tag vergeht, an dem sich der Blick von unserem Balkon nicht verändert. Wir leben, so las ich kürzlich, in einer Region der Stadt, in der etwas geschieht. Die Zona Sul, die Südzone der Stadt, befindet sich, laut dem Wirtschaftsmagazin Exame, in der urbanen Transformation. Wo heute zahllose niedrige Gebäude stehen, sollen in absehbarer Zeit stylische Wohn- und Bürohochhäuser hochgezogen werden.
An meinem ersten Wochenende in der Stadt war ich verblüfft: Alle Straßen zwischen der Rua Guararapes, der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida das Nações Unidas waren menschenleer. Zugegeben, das Hotel befand sich in einem Business District, doch eine Megacity hatte ich mir anders vorgestellt.
Sonntagabend 20.15 Uhr: Der Bildschirm färbt sich rot, blaue Augen blicken auf und sogleich starr geradeaus. Die kalten Augen verändern sich mehrfach, bis um die Iris des rechten Auges ein Fadenkreuz entsteht, aus dem sich der Schriftzug bildet. „Tatort“. 32 Sekunden, die seit dem Abend des 29. Novembers 1970 unverändert jede Woche TV-Geschichte schreiben.
In der Megacity São Paulo gibt es 10.128 Salões de Beleza. Allein von Januar bis Juli 2011 sind 2.445 Geschäfte hinzugekommen.
Landesweit stieg die Zahl der Schönheitssalons laut einer Umfrage der Associação Nacional do Comércio de Artigos de Higiene Pessoal e Beleza (Anabel) in den vergangenen fünf Jahren gar um 78 Prozent von 309.000 im Jahr 2005 auf 550.000 im Jahr 2010.
Lange schon wollten wir nach Paraty fahren, denn bislang gerieten alle Gesprächspartner, wenn das Thema auf die kleine Küstenstadt im Bundesstaat Rio de Janeiro kam, ins Schwärmen.
Als ich schließlich Ende August zufällig im Berliner Tagesspiegel über dieses Kleinod kolonialer Baukunst las und meinem Mann davon berichtete, schlug der vor, Anfang Oktober mit seiner Schwester und deren Mann dorthin zu reisen. Am vergangenen Samstag nun machten wir uns auf den Weg.
Vor einigen Wochen hatten Tereza und ich einen Termin mit Celeste, einer Schneiderin, die in der Avenida José Maria Whitaker, unweit der Metrô Praça da Árvore, lebt und arbeitet.
Da uns unter anderem ein Faible für den öffentlichen Nahverkehr und ein ausgeprägter Entdeckergeist verbindet, wunderte es mich keine Sekunde, als sie vorschlug, dass wir uns an der Estação Pinheiros treffen sollten, um die neue Metrô, die Linha 4-Amarela, auszuprobieren. Was für eine großartige Idee.
„Für Donnerstagabend habe ich etwas für uns! Die Behörde (CRA-SP), für die der Ehemann meiner Cousine arbeitet, feiert am 22. September Jubiläum“. So begann die E-Mail von Cristina, meiner früheren Kollegin aus Berlin, die seit Anfang September hier als Assistentin meines Mannes arbeitet.
In den Wirren des Umzugs lernte ich sie kennen: Eliene, eine Empregada (Haushälterin), die wie ein Engel in meine Leben trat.
An einem strahlenden Sonnentag im April war ich mit Christiane, die mich lange bevor ich meinen Lebensmittelpunkt nach Brasilien verlagerte, engagiert und sensibel auf meine Zeit in diesem für mich gänzlich unbekannten Land vorbereitet hatte, verabredet.
Sie, die zwei Mal für mehrere Jahre in São Paulo gelebt hatte, war in den Osterferien mit ihrer Familien nach Brasilien zurückgekehrt, um Freunde zu besuchen. So hatten auch wir endlich die Gelegenheit, einander persönlich zu treffen, in meinem neuen Land, das ihr sehr vertraut ist. Sie schlug den Clube Hípico de Santo Amaro, gemeinhin als Hípica bezeichnet, als Treffpunkt vor.
Sie sind klein, rund und in ihrer traditionellen Zubereitungsart mit Schokoladenstreuseln umhüllt: Brigadeiros werden sie genannt, nach dem brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Brigadeiro (Brigadegeneral) Eduardo Gomes, der 1945 gegen Eurico Gaspar Dutra antrat.
Dienstag: Strahlend blauer Himmel, 32 Grad, die Bäume tragen sattes Grün oder blühen in den schillerndsten Farben. Und dies mitten im Winter, der in der südlichen Hemisphäre vom 21. Juni bis 20. September andauert.
Zuletzt war es nach Angaben des Nationalen Instituts für Meteorologie im Februar so warm. Es herrscht “Summer in the City”. Seit dem frühen Morgen schwirrt mir der im Sommer 1966 veröffentlichte Hit von The Lovin’ Spoonful im Kopf herum.
Brasiliens Elf-Millionen-Stadt São Paulo gelte als hässlich und gefährlich, so der „Spiegel“.
Liest man gar den Abschnitt Kriminalität in den landesspezifischen Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes wird einem Angst und Bange.
Strahlend blauer Himmel, feiner weißer Sand, türkisfarbenes Meer, Palmen, wohin das Auge sieht. So präsentierte sich das Paradies, das wir erobern wollten, am frühen Nachmittag unseres ersten Tages auf der Ilha de Tinharé in Morro de São Paulo.
Um 16.22 Uhr sollten wir am Flughafen Deputado Luís Eduardo Magalhães in Salvador eintreffen.
Von dort wollten wir mit einem Kleinflugzeug (www.aerostar.com.br) weiter nach Morro de São Paulo, in unser Paradies auf der Ilha de Tinharé in Bahia, fliegen.
Seit Monaten tragen wir uns mit dem Gedanken zu verreisen. Erst sollte es New York sein, die Stadt, in der ich eine Weile gelebt und gearbeitet hatte. Diese wundervolle Stadt wollte ich meinem Mann zeigen, dort wollten wir Anfang Oktober unseren Hochzeitstag zelebrieren.
Mein Mann hatte mich gewarnt und doch konnte ich es nicht lassen: Meinen ersten Tag in der Stadt begann ich mit einem Suco de Laranja, einem Orangensaft, der so süß und süffig war, das ich noch heute daran denke, und mit einem Pão de Queijo, einer Köstlichkeit.
Ich hätte auf die mahnenden Worte meines Mannes hören sollen, denn dieses kleine Teiggebilde, das außen etwas kross, innen ganz weich und mit geschmolzenem Käse gefüllt ist, ist eine Einstiegsdroge in die große Palette deftiger brasilianischer Snacks, die Salgados genannt werden.
Mit einem sehr guten Gefühl bin ich vor 160 Tagen in mein neues Leben in São Paulo aufgebrochen, mit einem Erfahrungshorizont von gerade einmal sechs Tagen, denn ich hatte meinen Mann im November 2010 in der Megacity, die fortan unser Zuhause sein sollte, aus Zeitgründen nur für ein verlängertes Wochenende besuchen können.
Einmal mehr bin ich Stadtführerin in der Stadt, in der ich seit Mitte Februar lebe, dieses Mal mit neuen Schwerpunkten, denn jeder Gast ist anders.
Dieser erklärte sogleich, dass er das Land bereisen wolle, nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Bus.
In São Paulo braucht man viel Geduld, viel mehr Geduld als anderswo.
Das beginnt beim Warten auf Dienstleister und Lieferanten, geht über die Ausführung von Dienstleistungen bis hin zum Stromausfall oder dem Bezahlvorgang an der Kasse im Supermarkt.
Als wir die erste Nacht in unserem neuen Apartment verbrachten, waren wir irritiert. Gespenstisch still war es hier, in der Cidade Monções.
Das waren wir nicht gewohnt, nach den vielen Monaten, in denen uns die monotonen Klänge von Presslufthämmern und die wummernden Bässe aufgemotzter Aufreißerschlitten, die nach einem ausführlichen Tankstopp oder einer nächtlichen Party an der ALE-Tankstelle durch die Rua Guararapes zwischen der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida Nações Unidas donnerten, durch die Nacht begleitet hatten.
Grün, gelb oder rot sind sie. Mit klassischem Dach, Panoramaverglasung oder ganz offen.
Fleißige Promotoren laden zur nächsten Fahrt mit ihnen ein. Sie sind aus dem Stadtbild internationaler Metropolen nicht wegzudenken – die Stadtrundfahrtbusse.
Doch in São Paulo sucht man sie vergeblich.
Mit meinen Gedanken war ich bereits in São Paulo, lange bevor ich im November 2010 das Flugzeug bestieg, um meinen Mann erstmalig in unserer zukünftigen Heimat zu besuchen.
Meine Reisevorbereitungen waren zudem hektisch verlaufen, ich hatte tausende Dinge vergessen.
Wir lebten im Hotel, mein Mann über sieben Monate, ich knapp vier Monate. Mit meiner Ankunft stieg die Wäschemenge drastisch an und wir beschlossen, auf den überteuerten Service des Hotels zu verzichten und eigene Recherchen anzustellen.
Meist ist die Rua Guararapes zwischen der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida Nações Unidas menschenleer.
Als ich an einem meiner ersten Tage in der Stadt gedankenverloren vom Balkon hinuntersah, bot sich mir ein ganz anderes Bild: Auf einen Schlag bevölkerte sich die Straße.
Samstag, 21.05.11: Heike, eine gute Freundin, holt mich morgens um 8.20 Uhr im Hotel ab. Wir machen uns auf den Weg zu dem Apartment, das mein Mann und ich zwei Wochen zuvor angemietet hatten, in der Erwartung, dort, wie verabredet, den Limpeza Service anzutreffen, um die Detail der Grundreinigung zu klären.
Menschen stehen unmotiviert um einen mittelhohen Holzstab, eine Art Marterpfahl, versammelt. Was tun sie dort bloß?
Plötzlich nähert sich ein Bus und einige der Versammelten heben ihren Arm. Der Bus hält und die Menschen drängen hinein.
Es ist 18.00 Uhr, an einem Mittwoch im Februar 2011. Vor vier Tagen in der Stadt angekommen, sind schon meine Qualitäten als Stadtführerin gefragt: Mit einer Besucherin aus Deutschland stehe ich an der Station Hebraica-Rebouças der CPTM (Companhia Paulista de Trens Metropolitanos), an der türkisfarbenen Linie 9, die den wohlklingenden Namen Esmeralda trägt.
Im Foyer des Club Transatlântico traf ich ihn zum ersten Mal – Ende März 2011. In seiner damaligen Funktion als Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war Dr. Peter Ramsauer als Gast der der Câmara Brasil-Alemanha de São Paulo, der Außenhandelskammer (AHK), in den Club Transatlântico gekommen, um über deutsches Know-how für künftige Infrastrukturprojekte in Brasilien sprechen.
Anlässlich der Fußball-WM 2010 veröffentlichte die Berliner Zeitung am 14.06.2010 folgende Glosse:
Sprachverwirrung
Plötzlich war das Fernsehbild weg, mitten im Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko, die Tonspur sprang vom Englischen ins Französische und zurück - das war kein guter WM-Start für den arabischen Sender Al Jazeera. Was war nur passiert? Sabotage natürlich, vermutet der Sender und hat sich umgehend bei der Fußballterrororganisation FIFA beschwert, die natürlich umgehend eine lückenlose Aufklärung versprach. Auch wir möchten dabei helfen, dass die WM überall auf der Welt einwandfrei empfangen werden kann. Das Problem könnte ein technisches sein, und den entscheidenden Hinweis liefert Lothar Matthäus, der während der WM als Kommentator und Aushilfsdeutscher für Al Jazeera arbeitet. "Ich rede Deutsch und Englisch", sagte Matthäus nach Bekanntgabe seines Engagements, "es wird simultan übersetzt." Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch - das war wohl zu viel. Wir hoffen aber, dass with a little bit of lucky die babylonische Sprachverwirrung behoben werden kann. (pal.)
Vor wenigen Tagen wurden unsere Anträge auf Registrierung zur Teilnahme an der Europawahl 2014 in den zuständigen Wahlämtern in Berlin und Bayreuth zugestellt. Wir waren erleichtert, denn wer als sogenannter Auslandsdeutscher an einer Wahl teilzunehmen möchte, sollte vorausplanen.
Es war heiß an diesem 12. Februar 2013, dem letzten Tag der Karnevalswoche, als wir durch die menschenleeren Straßen des Stadtzentrums liefen. Wir waren aufgebrochen, um die ausgestorbene Megacity fotografisch festzuhalten. Keine besonders gute Idee, denn die Sonne brannte und die schwüle Hitze setzte uns zu.
Kaum in Brasilien angekommen, kaufte ich mir im Februar 2011 in Rio de Janeiro zwei dünne amerikanische Taschenbücher und zahlte dafür deutlich mehr als für eine hochwertig gebundene Neuerscheinung in Deutschland. Da würde etwas auf mich zukommen, dachte ich bei mir, denn ich las schon immer gern und viel.
„Lass uns doch zum Luxus-Supermarkt fahren“, schlug mein Mann am vergangenen Samstag spontan vor. Als sich herausstellte, dass er dabei nicht an Casa Santa Luzia, sondern an das nahegelegene st|marche gedacht hatte, machte ich einen Gegenvorschlag.
Unbedingt wollten wir Trancoso und seine legendären Strände sehen, wenn schon nicht zu Fuß, dann wenigstens mit dem Auto, das wir am Tag nach unserer kräftezehrenden Wanderung mieteten. Dass auch diese Tour nicht ohne Abenteuer sein würde, schwante mir, als ich feststellte, dass unser kleines, rotes Gefährt zwar über eine Klimaanlage, nicht aber über ein Navigationsgerät verfügte. Die eher schematischen Touristenkarten, die uns die Autovermietung ausgehändigt hatte, könnten der groben Orientierung dienen, doch mehr wohl nicht.
Ob es möglich sei, Trancoso per Fuß zu erreichen, wenn wir am Strand entlang gingen, fragte ich die Rezeptionistin unseres Boutique Hotels in Araial d' Ajuda, denn in der stylischen Herberge lagen nirgends die gängigen Touristeninformationen aus, die einen Anhaltspunkt zur Erkundung bieten. „Ja, ich bin bereits mehrfach auf diesem Weg nach Trancoso gelaufen“, erklärte die junge Frau, allerdings sei es bereits relativ spät. Wir sollten zügig aufbrechen, um vor Einsetzen der Flut die Wegstrecke an den Felsen zurücklegen zu können. Ob wir diese auch passieren könnten, wenn die Flut einmal eingesetzt habe, wollte ich wissen. Auch dies sei möglich, sie habe die Felsen selbst bereits einmal erklettert und sei nach ungefähr zwei Stunden gut dort angekommen.
Mit einer der längsten Küstenlinien weltweit kann Brasilien einen Superlativ für sich verbuchen. Stolze 8.000 Kilometer misst die Küste, die 2.045 Strände zählt. Fast so zahlreich wie die Strände sind die Rankings, die der Sonnenhungrige konsultieren kann. Kaum zu sagen, wie viele Auflistungen der zehn besten Strände Brasiliens ich in den vergangenen knapp drei Jahren studiert habe.
„H-O-M-B-R-E – das sagt doch schon alles“, meinte mein Mann, kaum, dass wir in Buenos Aires angekommen waren. „Das Wort allein klingt so sonor, kraftvoll und stolz. Ganz anders als das gequetschte homem, das nach Sopran klingt“, führte er seine sprachwissenschaftlichen Ausführungen zum Substantiv Mann fort.
Vor sage und schreibe 280 Tagen habe ich meine letzte Kolumne veröffentlicht. Unglaublich, denn es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen.
Nachdem die Brasil-Post am 28. September 2012 nach 62 Jahre eingestellt wurde, war Zeit für Neues gekommen.
„Schau mal, gleich bricht die Frau da drüben theatralisch in Tränen aus. Garantiert findet sie irgendeine Erklärung dafür, warum sie keine andere Wahl hatte, als ihren Geländewagen ausgerechnet auf dem Behindertenparkplatz abzustellen“, kommentierte ich eine Szene, die ich vom Fenster eines Restaurants beobachtet hatte.
Vor 727 Tagen oder auch 103 Wochen und sechs Tagen bin ich in São Paulo eingetroffen. Wie mein Mann, der 106 Tage zuvor in Deutschland gestartet war, ohne Look-and-See-Trip, ohne Kulturtraining und ohne nennenswerte Sprachkenntnisse.
Im Kontext des 459. Geburtstags der Stadt São Paulo am 25. Januar führte das renommierte Meinungsforschungsinstitut IBOPE (Instituto Brasileiro de Opinião Pública e Estatística) eine repräsentative Untersuchung zur Lebensqualität in der Stadt durch, die ergeben hat, dass die überwiegende Mehrheit der Paulistanos mit dem Leben in der Stadt unzufrieden ist.
Mein Mann lebte keine zwei Monate in der Megacity, als ich ihn zum ersten Mal besuchte, und wir – aus rein touristischem Interesse – die ersten Fotos schossen, um unsere Eindrücke für die Ewigkeit festzuhalten.
Sechs Tage wollten wir der brütenden Hitze der Megacity entfliehen. 1.628 Meter über dem Meeresspiegel, in den Bergen der Serra da Mantiqueira gelegen, schien Campos do Jordão, die „Schweiz Brasiliens“, das perfekte Ziel zu sein – mit einer geradezu bestechenden Wettervorhersage: Keinen Tag würde das Thermometer zu dieser Zeit dort die 25-Grad-Marke übersteigen.
Ganz unerwartet, am Ende eines Feldwegs, traf sie uns: Die Liebe auf den ersten Blick.
An einer kleinen Ausbuchtung an der Estrada p/ O Pico do Itapeva, der Straße zum Gipfel von Itapeva, im Gemeindebezirk Pindamonhangaba, unweit von Campos do Jordão, hatten wir angehalten, um Fotos zu machen.
„In Brasilien gibt es viele Silvesterbräuche“, hatte meine Freundin Tereza vor dem zurückliegenden Jahreswechsel berichtet. „Ich bin ganz sicher, dass Ihr auch im Terraço Itália mit dem ein oder anderen Brauch in Berührung kommen werden“, hatte sie ausgeführt. Schließlich hatte sie mir einen kurzen Überblick gegeben und ich versuchte, die Vielzahl an Silvester-Ritualen aufzunehmen und zu speichern, was mir in der Gänze allerdings nicht gelang. Einige „Handlungen“ glaubte ich tatsächlich im Rahmen unseres Silvester-Events bemerkt zu haben. In diesem Jahr wollte ich mehr wissen und studierte zahlreiche Quellen. Mein Ergebnis: Réveillon in Brasilien ist eine echte Wissenschaft.
Kleidung, Spielzeug, Schuhe, Accessoires, Kosmetik und Parfums: Dies sind laut einer aktuellen Umfrage von CONECTAí, zuständig für Internetbefragungen bei IBOPE Inteligência, die in diesem Jahr meistgekauften Geschenke brasilianischer Internet-Nutzer.
Jedes Jahr zu Weihnachten können Kinder weltweit ihre Weihnachtswünsche per Post auf den Weg bringen. In Finnland nimmt die beispielsweise Santa’s Main Post Office in Napapiiri am Polarkreis entgegen. Russische Kinder können sich mit ihren Anliegen vertrauensvoll an Väterchen Frost in Weliki Ustjug, im äußersten Nordosten der Oblast Wologda, wenden.
„Prävention bezeichnet in der grundlegenden Bedeutung des Begriffs ein Handlungsprinzip: Praevenire heißt zuvorkommen. Man tut etwas, bevor ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zustand eintreten, damit diese nicht eintreten oder zumindest der Zeitpunkt ihres Eintretens hinausgeschoben wird oder ihre Folgen begrenzt werden“, schreibt Ulrich Bröckling in seinem Artikel „Vorbeugen ist besser… Zur Soziologie der Prävention“, veröffentlicht in “Behemoth. A Journal on Civilisation” aus dem Jahr 2008.
Granizo, Hagel, trommelte gegen die Fensterscheiben, als ich mich an einen Artikel erinnerte, den ich kurz zuvor gelesen hatte. In einer Reportage über Berufe, die vom Aussterben bedroht sind, hatte das Wochenmagazin Veja unter anderem über einen Guarda-Chuveiro, einen Schirmmacher, berichtet.
Wir plauderten über Brasilien, darüber, was uns, die wir beide aus Deutschland stammen, in das subtropische Land geführt hatte, als meine Gesprächspartnerin beiläufig einstreute, dass sie einmal gehört habe, dass mit Melitta Deutschland in Brasilien angekommen sei. Der Urheber dieses Satzes muss ein echter Fan der Filtertüten sein, dachte ich bei mir. Diese Position hätte ich anderen Traditionsunternehmen eingeräumt.
Als ich erschöpft und überglücklich von meinem aufregenden Fototermin in der Zona Leste zurückgekehrt war und meine E-Mails abrief, kam mir spontan der Gedanke, dass dieser Tag wohl mein Glückstag sein müsste, denn wider Erwarten hatte ich Post von der Prefeitura, der Stadtverwaltung, erhalten. Meiner schriftlichen Anfrage nach den Aktivitäten in den Bereichen Natur und Umweltschutz hatte man sich dort tatsächlich angenommen.
Eine Wegbeschreibung
Morgen würde ich die Hilfsorganisation besuchen, um über ihre Begrünungsprojekte zu erzählen. Dann hätte ich bereits zwei Motive für den III Prêmio de Fotografia 2012. Alles funktionierte reibungslos. Auch die Mail mit der Wegbeschreibung erhielt ich vereinbarungsgemäß am gleichen Abend.
Stichwort Geschichte
Um über die saisonal stark angestiegenen Aktivitäten innerhalb der deutschen Community im Bilde zu sein, hatte ich den Newsletter des Club Transatlântico studiert und war so – eher zufällig – auf den III Prêmio de Fotografia 2012, einen Fotowettbewerb zum Thema “Verde na Metrópole”, „Grün in der Stadt“, gestoßen.
„Wir sehen uns dann auf dem Oktoberfest im Club Transatlântico“, beendete Klaus Dormien, zu diesem Zeitpunkt Geschäftsführer der Brasil-Post, unser Telefonat, als bestünde kein Zweifel daran, dass mein Mann und ich das, laut seinen Angaben, „mit Abstand beste Fest innerhalb der deutschen Community“ besuchen würden.
FORÇA DE VONTADE – titelt das auflagenstarke brasilianische Wochenmagazin Veja in dicken roten Lettern. Im Hintergrund der Fußballspieler Ronaldo, o Fenômeno, mit nacktem Oberkörper, der kritisch seinen dicken Bauch abtastet. Der Ausnahmeathlet, der am 14. Februar 2011, zwei Tage nach meiner Ankunft in Brasilien, seinen Abschied vom Profisport erklärt hatte, ist ausgesprochen beliebt. Seine Popularität, schreibt Veja in seiner Februar-Ausgabe, sei vergleichbar mit der Pelés und Ayrton Sennas. So zog die Fußballikone der 1990er Jahre zum Anlass seines Abschieds sage und schreibe 480 Pressevertreter auf das Trainingsgelände seines letzten Vereins, des Sport Club Corinthians Paulista, kurz Corinthians, 30 Journalisten mehr als zur Vereidigung von Präsidentin Dilma Rousseff am 1. Januar 2011 erschienen waren.
Fahnen säumten unseren Weg vom Guararapes International Airport in Recife, der Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco, bis nach Maragogi, unserem Reiseziel im benachbarten Alagoas. „Hier wird am 7. Oktober offensichtlich auch gewählt“, warf ich ein und setzte meinen Mann über mein durch die “Horário Político”, die politische Zeit, erworbenes Wissen ins Bild.
Mitte Januar 2011 wurde es konkret: Ich hatte das elektronische Ticket für meinen Flug nach São Paulo erhalten. Schon in wenigen Wochen würde ich ein neues Leben beginnen. In der letzten Januarwoche wurden meine Umzugsgüter in den Überseecontainer eingeladen und weitere zwei Wochen später flog ich in die Megacity – mit drei Kontakten im Gepäck.
„Möchtet Ihr uns am Wochenende zum Grillen am Strand begleiten?“, fragte die Meisterköchin freudig, die, wie sich herausstellte, nicht etwa an die Sonnenexposition unserer winterblassen teutonischen Körper, sondern vielmehr an die gemeinschaftliche Zubereitung köstlichen Grillguts an einem nahegelegenen Strand dachte.
Noch fünf Stunden zuvor hatte ich nicht gewusst, dass ich um 18.00 Uhr an Gate 6 des Aeroporto de Congonhas sein würde, um nach Rio de Janeiro zu fliegen. Glücklich und voller Vorfreude auf ein verlängertes Wochenende an der Copacabana hatte ich gerade zwischen ernst dreinschauenden Geschäftsreisenden Platz genommen, als eine Gate-Änderung für meinen Flug durch den Lautsprecher dröhnte.
Ich war im Taxi unterwegs zu einem Termin, als plötzlich mein Telefon klingelte. „Fahr doch bitte, wenn Du fertig bist, zu meiner Assistentin“, sagte mein Mann durch einen Geräuschteppich von klapperndem Geschirr, klirrenden Gläsern und Stimmen in unterschiedlichster Tonlage. „Sie soll einen Flug für Dich buchen, am besten heute um 19.00 Uhr, meinen Rückflug auf Sonntag umbuchen, das Hotel verlängern und Dich dort als zweiten Gast melden“, führte er, gegen die Geräuschkulisse kämpfend, freudig aus. „Es ist so schön hier“, erklärte er. „Der… Fenster… großartig…“. „Ich verstehe Dich nicht mehr“, rief ich so laut ins Telefon, dass sich der Taxifahrer irritiert umschaute. Die Leitung knackte und brach ab. Nach dem Termin würde ich ihn erneut anrufen, spätestens, wenn ich im Büro wäre.
„Komm, wir stellen uns an den Stehtisch dort drüben“, sagte ich zu meinem Mann, kurz nachdem wir das Foyer des Club Transatlântico betreten hatten.
Wer sonntags den kulinarischen Konventionen der Paulistanos, die gegen 14.00 Uhr die Restaurants der Megacity stürmen, nicht folgt, sollte an diesem Tag keine allzu hohen Ansprüche an das Abendessen stellen. Burger, Pommes, Sandwiches oder andere schnelle Speisen – ob im Shopping, in Fastfood-Läden oder in der Padaria an der Ecke, die neben Brot und Waren des täglichen Gebrauchs auch reich- und vor allem fetthaltige Speisen anbietet – stehen zur Auswahl, denn das Angebot an Restaurants, die sonntagsabends ihre Türen öffnen, ist übersichtlich. Genauso wie die Anzahl der Gäste, die den frühen Abend im Restaurant zubringen. Wer will dort schon allein, beobachtet von fünf gelangweilten Kellnern, speisen.
São Paulo ist weltweit berühmt für seine kulinarische Vielfalt. Jeden Monat investieren die Paulistanos R$ 767 Millionen in Mahlzeiten außerhalb der eigenen vier Wände. Dies bedeutet, dass jeder Erwachsene im Durchschnitt R$ 91 pro Monat in den zahlreichen Restaurants der Megacity ausgibt.
Als ich am vergangenen Wochenende mit etwas Mühe weitere Geldscheine hinzufügte, schlug mein Mann vor, ein Sparkonto zu eröffnen. Keine schlechte Idee, diese Option sollte ich recherchieren.
Der typische Paulistano ist weiblich, zwischen 25 und 29 Jahren alt, weiß, hat den ensino médio, die Oberstufe, abgeschlossen, verdient gut, ist katholisch und hat eine große Leidenschaft: Shopping!
Noch zehn Minuten. Wenn nicht ein Wunder geschehen würde, würde ich meine erste brasilianische Hochzeit versäumen. Zumindest die kirchlich Trauung, die um 18.30 Uhr in der Paróquia Nossa Senhora Mãe do Salvador, unter den Paulistanos als Cruz Torta bekannt, beginnen sollte.
Es begann im Juli 1981, als ich die Hochzeit von Prince Charles und Lady Diana Spencer im Fernsehen verfolgte. Das atemberaubende Brautkleid, die festliche Zeremonie, die prächtige Kutsche weckten meine Leidenschaft für Hochzeiten.
„Buch doch endlich“, schrieb mein Mann vor noch nicht einmal drei Wochen, nachdem wir wenige Tage zuvor am Rande über einen spontanen Kurztrip nach Deutschland gesprochen hatten. 25 Jahre Abitur sollten am darauffolgenden Wochenende gefeiert werden. Wenn ich mir dies tatsächlich entgehen ließe, würde ich es ewig bereuen. Ich klickte auf „Buchung ausführen“ und realisierte in diesem Moment, dass ich in nicht einmal drei Tagen bereits im Flugzeug sitzen würde.
Uma dica interessante: Compre o jornal “O Estado de São Paulo” de hoje e veja na ultima pagina do caderno “Metrópole” a matéria “Do Pacaembu ao Grajaú, dez tours revelam São Paulo” – Ein interessanter Tipp: Kauf die Zeitung “O Estado de São Paulo” von heute und sieh Dir auf der letzten Seite des Ressorts „Metropole“ den Bericht “Do Pacaembu ao Grajaú, dez tours revelam São Paulo” an, forderte mich meine Freundin eines Nachmittags per Kurzmitteilung auf.
Es regnete in Strömen. Ich genoss die Wärme des Apartments, entspannte und wunderte mich, dass mein Mann nach 22.00 Uhr noch immer nicht zuhause war, als plötzlich das Telefon klingelte. Ohne jede Begrüßung sagte er: „Bitte ruf sofort meine Assistentin zuhause an. Ich erreiche sie nicht. Sie geht nicht an ihr Handy. Das Tor geht nicht auf. Ich komme hier nicht raus“. „Klar, mache ich“, erklärte ich, denn Nachfragen, das spürte ich, waren nicht angezeigt.
Hätte ich nicht eine gewisse Neigung zum Abenteuer, wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen, meinen Mann nur 56 Tage nach unserer ersten Begegnung zu heiraten. Noch dazu vor dem Hintergrund, dass er weitere 26 Tage später nach Brasilien aufbrechen sollte. Ich tat es dennoch und ließ mich im Februar 2011 auf das nächste große Wagnis ein. Ich folgte ihm nach São Paulo.
Knapp die Hälfte der Deutschen räumte kürzlich im Rahmen einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“ ein, sportlich nicht aktiv zu sein (48,4 %). Vier von zehn der befragten Bundesbürger gaben sogar zu, sich in den vergangenen sieben Tagen nicht einmal für zehn Minuten mehr als nötig bewegt zu haben (39,2 %).
„Wir gehen zu einen deutschsprachigen Kinderarzt“, berichtete eine Freundin, nachdem ich ihr von meinem ersten eher unerfreulichen Arztbesuch in der Megacity erzählt hatte. „Dieser Arzt behandelt auch Erwachsene. Ich war selbst schon dort und kann gern einen Termin für Dich vereinbaren“, erklärte sie weiter. Zum Kinderarzt solle ich gehen?
Meinen ersten Arztbesuch in der Megacity habe ich lange aufgeschoben, trotz einer massiven Erkältung. Im Mai 2011 hatte mein Organismus nahezu schutzlos mit Tiefsttemperaturen von um die 12 Grad gekämpft, ohne wärmende Kleidung, denn die befand sich zu diesem Zeitpunkt in unserem Container, der im Hafen von Santos auf seine Freigabe wartete. Als das Thermometer im Juni an manchen Tagen gar bis auf eisige 9 Grad sank, vermochte auch die wärmste Kleidung nichts mehr auszurichten.
Es bedarf eines hohen Maßes an Aufmerksamkeit, einer ausgeprägten Geschicklichkeit oder viel Übung, um sich sicher im öffentlichen Raum der Megacity bewegen zu können.
Es begann mit dem Beginn unserer Nutzung brasilianischer Medien an einem Samstag Ende August 2011. Mein Mann durchblätterte unser erstes “Veja”, ein auflagenstarkes Wochenmagazin aus dem Hause Abril. Offensichtlich hatte er den Titel des Magazins wörtlich genommen: „Schau her!“, sagte er, und deutete auf eine ganzseitige Anzeige des Blusenherstellers Dudalina. Zukünftig verging kaum eine Woche, in der er mich nicht auf die eleganten und äußerst femininen Blusen hinwies.
Meteorologisch hat er am 20. März begonnen, doch langsam zieht er tatsächlich ein. Es wird Herbst in der Megacity. Fast poetisch die Überschrift des Wetterberichts in diesen Tagen: “Friozinho na madrugada em São Paulo” oder auch „kühl im Morgengrauen in São Paulo“. Von der “ar polar”, der Polarluft, zu Wochenbeginn wird berichtet, von Nebel und viel Regen am Wochenende.
Deutsches Fräuleinwunder ist, laut Wikipedia, ein Begriff, der in den 1950er Jahren in den USA geprägt wurde. Ein Jahrzehnt lang stand er für junge, attraktive, moderne, selbstbewusste und begehrenswerte deutsche Frauen der 50er Jahre, so die freie Enzyklopädie.
Der Begriff des Stereotyps wurde bereits 1922 vom US-Journalisten Walter Lippmann in die Sozialwissenschaften eingeführt, der damit die „Bilder in unseren Köpfen“ beschrieb. In seiner Arbeit “Public Opinion” − Die Öffentliche Meinung, die als bahnbrechend für die Stereotypenforschung gilt, definierte er das Stereotyp als „eine erkenntnis-ökonomische Abwehreinrichtung gegen die notwendigen Aufwendungen einer umfassenden Detailerfahrung”.
Vivian Manasse Leite, die im Rahmen des Treffpunkt São Paulo, eines monatlichen deutschsprachigen Frühstücks zum Thema „Interkulturelle Herausforderungen in Brasilien“ referierte, begann assoziativ: Was den Teilnehmerinnen bei Kokosnuss und Pfirsich in den Sinn käme, wollte die Deutsch-Brasilianerin wissen. Ihr Einstieg, der klassische Icebreaker, erfüllte seine Funktion, doch die Expertenantwort blieb sie vorerst schuldig.
São Paulo ist eine Stadt der Superlative. Da verwundert es wenig, täglich auf beindruckende Zahlen, auf neue Rekorde zu stoßen. Doch dass die Megacity im Bereich Blumen und Pflanzen ganz weit oben steht überrascht, denn São Paulo ist die viertgrößte urbane Agglomeration der Erde und der größte Ballungsraum der Südhalbkugel.
Der Himmel verdunkelt sich, der Wind wird stärker, handtellergroße Regentropfen prasseln auf den heißen Asphalt. Es blitzt und donnert, bis plötzlich wachteleiergroße Hagelkörner vom Himmel fallen. Ein Wetterereignis, wie es nur in den Subtropen zu erleben ist.
Diese oder ähnliche Anzeigen prangen an Straßenlaternen oder Strommasten. Nie hatte ich darüber nachgedacht, was diese drei Worte eigentlich bedeuten. Bislang hatte ich den kleinen Klebezetteln, die günstige Krankenversicherungen, Wohnungen oder Dienstleitungen anpreisen, wenig Beachtung geschenkt.
Brasiliens Schuhproduzenten steigerten laut des Branchenverbands Abicalçados ihre Produktion 2010 um 5,5 Prozent auf 893,4 Millionen Paare und lagen damit hinter der Volksrepublik China und Indien auf dem dritten Platz weltweit.
Der Parque do Ibirapuera, der als São Paulos Antwort auf den New Yorker Central Park gilt, ist wohl der bekannteste Park der Megacity.
Kulturbeflissenen, Skatern, Radfahrern, Joggern und Spaziergängern wird in dem 1954 eröffneten Park, in dessen Gestaltung der berühmte Architekt Oscar Niemeyer und der Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx eingebunden waren, einiges geboten. Frühaufsteher sollte man allerdings sein, denn in den Nachmittagsstunden, insbesondere am Sonntag, bevölkern Heerscharen das innerstädtische Grün.
Kürzlich waren wir zum zweiten Mal bei der Polícia Federal, der Bundespolizei, dieses Mal, um unsere Permanência, die Daueraufenthaltsgenehmigung, in unsere Pässe gestempelt zu bekommen.
Gleichzeitig musste unsere Cédula de Identidade de Estrangeiro, eine Art Personalausweis für Ausländer, der die sogenannte RNE (Registro Nacional de Estrangeiros), eine mehrstellige Registrierungsnummer, enthält, neu beantragt werden, denn in unserem aktuelle Dokument war noch die Classificação Temporario eingedruckt.
Annähernd 30.000 Deutsche zählte Brasilien laut verschiedener Quellen im Jahr 2010.
Für den Bundesstaat São Paulo hatte die Polícia Federal, die Bundespolizei, zuletzt 2008 eine Schätzung durchgeführt. Die Behörde kam auf etwa 21.000 Deutsche. Aktuelle, verlässliche Zahlen liegen nicht vor, denn Brasilien verfügt nicht über ein einheitliches Meldewesen.
Mit seinem Barcelona Chair hat Ludwig Mies van der Rohe Designgeschichte geschrieben. Experten bezeichnen das Sitzmöbel gar als „Meilenstein in der Geschichte des modernen Designs“.
„Als Berlin gegründet wurde, stand Aachen bereits seit mehreren Jahrhunderten in voller Blüte“, erklärte mein Mann vollmundig, als ich eines Tages mit Stolz über meine Heimat-, wenn auch nicht meine Geburtsstadt sprach.
Sie prägen das Bild der Megacity wie die traditionellen Black Cabs das Stadtbild Londons, stehen für das südamerikanische Finanz- und Wirtschaftszentrum wie die über 13.000 Yellow Cabs für New York City und die Taxis im Farbton RAL 1015, „Hellelfenbein“, für deutsche Städte – die Helikopter, die insbesondere im Berufsverkehr zahlreich durch die Lüfte schwirren.
…und jetzt hat es auch São Paulo. Ein kleinformatiges Buch mit weißem Cover. “dois por um” heißt es in roten und schwarzen Lettern, was so viel bedeutet wie „zwei für eins“.
Es regnete in Strömen, seit Stunden, so wie es nur in subtropischem Klima regnen kann. Die Morumbi Brücke war hinter einer Wand aus Regen verschwunden, es war, als existiere Brooklin Novo nicht mehr. Die Megacity wirkte wie eine Geisterstadt, nicht zuletzt, da wohl tatsächlich viele Paulistanos die sonst so geschäftige Stadt zum Jahreswechsel verlassen hatten.
Silvester oder Réveillon, wie es in Brasilien heißt, wollten wir in São Paulo, unserer neuen Stadt, verbringen. Doch wie sollten wir diesen besonderen Abend begehen?
“Nesta quinta-feira, dia 27 de outubro de 2011, a cidade de São Paulo terá temperatura mínima de 15ºC e máxima de 27ºC. A probabilidade de chuva é de 5%. O sol nasce às 06h24 e se põe às 19h17. A previsão indica sol entre poucas nuvens.“
200.000 Einwanderer leben in der Megacity São Paulo. Die Stadt zeichne sich, laut einer Publikation der Prefeitura, der Stadtverwaltung, durch mit die größte ethnische Vielfalt weltweit aus. Hier habe sich die größte Population an Japanern, Spaniern, Portugiesen und Libanesen außerhalb des eigenen Heimatlandes angesiedelt.
Im Staat São Paulo lebten 700.000 Nicht-Brasilianer, insgesamt sieben Prozent der Gesamteinwanderer Brasiliens.
4.320 registrierte Fälle von Mord und Totschlag, unglaubliche 506.654 Straßenraube und 68.582 Fälle von räuberischen Angriffen auf Kraftfahrer verzeichnete São Paulo im Jahr 2010.
Seit gestern kämpfen wir! Mein Mann und ich haben den hinzugewonnenen Pfunden den Kampf angesagt, denn die exzellente Cozinha Brasileira hat uns im wahrsten Sinne des Wortes zugesetzt.
„Wusstest Du, dass U2 in der Stadt war“, fragte mich mein Mann eines Abends. Drei Tage, am 09., 10. und 13. April, hatte diese großartige Band im Estádio do Morumbi gespielt und wir erfuhren dies kurz nach ihrem letzten Auftritt.
Kaum ein Tag vergeht, an dem sich der Blick von unserem Balkon nicht verändert. Wir leben, so las ich kürzlich, in einer Region der Stadt, in der etwas geschieht. Die Zona Sul, die Südzone der Stadt, befindet sich, laut dem Wirtschaftsmagazin Exame, in der urbanen Transformation. Wo heute zahllose niedrige Gebäude stehen, sollen in absehbarer Zeit stylische Wohn- und Bürohochhäuser hochgezogen werden.
An meinem ersten Wochenende in der Stadt war ich verblüfft: Alle Straßen zwischen der Rua Guararapes, der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida das Nações Unidas waren menschenleer. Zugegeben, das Hotel befand sich in einem Business District, doch eine Megacity hatte ich mir anders vorgestellt.
Sonntagabend 20.15 Uhr: Der Bildschirm färbt sich rot, blaue Augen blicken auf und sogleich starr geradeaus. Die kalten Augen verändern sich mehrfach, bis um die Iris des rechten Auges ein Fadenkreuz entsteht, aus dem sich der Schriftzug bildet. „Tatort“. 32 Sekunden, die seit dem Abend des 29. Novembers 1970 unverändert jede Woche TV-Geschichte schreiben.
In der Megacity São Paulo gibt es 10.128 Salões de Beleza. Allein von Januar bis Juli 2011 sind 2.445 Geschäfte hinzugekommen.
Landesweit stieg die Zahl der Schönheitssalons laut einer Umfrage der Associação Nacional do Comércio de Artigos de Higiene Pessoal e Beleza (Anabel) in den vergangenen fünf Jahren gar um 78 Prozent von 309.000 im Jahr 2005 auf 550.000 im Jahr 2010.
Lange schon wollten wir nach Paraty fahren, denn bislang gerieten alle Gesprächspartner, wenn das Thema auf die kleine Küstenstadt im Bundesstaat Rio de Janeiro kam, ins Schwärmen.
Als ich schließlich Ende August zufällig im Berliner Tagesspiegel über dieses Kleinod kolonialer Baukunst las und meinem Mann davon berichtete, schlug der vor, Anfang Oktober mit seiner Schwester und deren Mann dorthin zu reisen. Am vergangenen Samstag nun machten wir uns auf den Weg.
Vor einigen Wochen hatten Tereza und ich einen Termin mit Celeste, einer Schneiderin, die in der Avenida José Maria Whitaker, unweit der Metrô Praça da Árvore, lebt und arbeitet.
Da uns unter anderem ein Faible für den öffentlichen Nahverkehr und ein ausgeprägter Entdeckergeist verbindet, wunderte es mich keine Sekunde, als sie vorschlug, dass wir uns an der Estação Pinheiros treffen sollten, um die neue Metrô, die Linha 4-Amarela, auszuprobieren. Was für eine großartige Idee.
„Für Donnerstagabend habe ich etwas für uns! Die Behörde (CRA-SP), für die der Ehemann meiner Cousine arbeitet, feiert am 22. September Jubiläum“. So begann die E-Mail von Cristina, meiner früheren Kollegin aus Berlin, die seit Anfang September hier als Assistentin meines Mannes arbeitet.
In den Wirren des Umzugs lernte ich sie kennen: Eliene, eine Empregada (Haushälterin), die wie ein Engel in meine Leben trat.
An einem strahlenden Sonnentag im April war ich mit Christiane, die mich lange bevor ich meinen Lebensmittelpunkt nach Brasilien verlagerte, engagiert und sensibel auf meine Zeit in diesem für mich gänzlich unbekannten Land vorbereitet hatte, verabredet.
Sie, die zwei Mal für mehrere Jahre in São Paulo gelebt hatte, war in den Osterferien mit ihrer Familien nach Brasilien zurückgekehrt, um Freunde zu besuchen. So hatten auch wir endlich die Gelegenheit, einander persönlich zu treffen, in meinem neuen Land, das ihr sehr vertraut ist. Sie schlug den Clube Hípico de Santo Amaro, gemeinhin als Hípica bezeichnet, als Treffpunkt vor.
Sie sind klein, rund und in ihrer traditionellen Zubereitungsart mit Schokoladenstreuseln umhüllt: Brigadeiros werden sie genannt, nach dem brasilianischen Präsidentschaftskandidaten Brigadeiro (Brigadegeneral) Eduardo Gomes, der 1945 gegen Eurico Gaspar Dutra antrat.
Dienstag: Strahlend blauer Himmel, 32 Grad, die Bäume tragen sattes Grün oder blühen in den schillerndsten Farben. Und dies mitten im Winter, der in der südlichen Hemisphäre vom 21. Juni bis 20. September andauert.
Zuletzt war es nach Angaben des Nationalen Instituts für Meteorologie im Februar so warm. Es herrscht “Summer in the City”. Seit dem frühen Morgen schwirrt mir der im Sommer 1966 veröffentlichte Hit von The Lovin’ Spoonful im Kopf herum.
Brasiliens Elf-Millionen-Stadt São Paulo gelte als hässlich und gefährlich, so der „Spiegel“.
Liest man gar den Abschnitt Kriminalität in den landesspezifischen Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes wird einem Angst und Bange.
Strahlend blauer Himmel, feiner weißer Sand, türkisfarbenes Meer, Palmen, wohin das Auge sieht. So präsentierte sich das Paradies, das wir erobern wollten, am frühen Nachmittag unseres ersten Tages auf der Ilha de Tinharé in Morro de São Paulo.
Um 16.22 Uhr sollten wir am Flughafen Deputado Luís Eduardo Magalhães in Salvador eintreffen.
Von dort wollten wir mit einem Kleinflugzeug (www.aerostar.com.br) weiter nach Morro de São Paulo, in unser Paradies auf der Ilha de Tinharé in Bahia, fliegen.
Seit Monaten tragen wir uns mit dem Gedanken zu verreisen. Erst sollte es New York sein, die Stadt, in der ich eine Weile gelebt und gearbeitet hatte. Diese wundervolle Stadt wollte ich meinem Mann zeigen, dort wollten wir Anfang Oktober unseren Hochzeitstag zelebrieren.
Mein Mann hatte mich gewarnt und doch konnte ich es nicht lassen: Meinen ersten Tag in der Stadt begann ich mit einem Suco de Laranja, einem Orangensaft, der so süß und süffig war, das ich noch heute daran denke, und mit einem Pão de Queijo, einer Köstlichkeit.
Ich hätte auf die mahnenden Worte meines Mannes hören sollen, denn dieses kleine Teiggebilde, das außen etwas kross, innen ganz weich und mit geschmolzenem Käse gefüllt ist, ist eine Einstiegsdroge in die große Palette deftiger brasilianischer Snacks, die Salgados genannt werden.
Mit einem sehr guten Gefühl bin ich vor 160 Tagen in mein neues Leben in São Paulo aufgebrochen, mit einem Erfahrungshorizont von gerade einmal sechs Tagen, denn ich hatte meinen Mann im November 2010 in der Megacity, die fortan unser Zuhause sein sollte, aus Zeitgründen nur für ein verlängertes Wochenende besuchen können.
Einmal mehr bin ich Stadtführerin in der Stadt, in der ich seit Mitte Februar lebe, dieses Mal mit neuen Schwerpunkten, denn jeder Gast ist anders.
Dieser erklärte sogleich, dass er das Land bereisen wolle, nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Bus.
In São Paulo braucht man viel Geduld, viel mehr Geduld als anderswo.
Das beginnt beim Warten auf Dienstleister und Lieferanten, geht über die Ausführung von Dienstleistungen bis hin zum Stromausfall oder dem Bezahlvorgang an der Kasse im Supermarkt.
Als wir die erste Nacht in unserem neuen Apartment verbrachten, waren wir irritiert. Gespenstisch still war es hier, in der Cidade Monções.
Das waren wir nicht gewohnt, nach den vielen Monaten, in denen uns die monotonen Klänge von Presslufthämmern und die wummernden Bässe aufgemotzter Aufreißerschlitten, die nach einem ausführlichen Tankstopp oder einer nächtlichen Party an der ALE-Tankstelle durch die Rua Guararapes zwischen der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida Nações Unidas donnerten, durch die Nacht begleitet hatten.
Grün, gelb oder rot sind sie. Mit klassischem Dach, Panoramaverglasung oder ganz offen.
Fleißige Promotoren laden zur nächsten Fahrt mit ihnen ein. Sie sind aus dem Stadtbild internationaler Metropolen nicht wegzudenken – die Stadtrundfahrtbusse.
Doch in São Paulo sucht man sie vergeblich.
Mit meinen Gedanken war ich bereits in São Paulo, lange bevor ich im November 2010 das Flugzeug bestieg, um meinen Mann erstmalig in unserer zukünftigen Heimat zu besuchen.
Meine Reisevorbereitungen waren zudem hektisch verlaufen, ich hatte tausende Dinge vergessen.
Wir lebten im Hotel, mein Mann über sieben Monate, ich knapp vier Monate. Mit meiner Ankunft stieg die Wäschemenge drastisch an und wir beschlossen, auf den überteuerten Service des Hotels zu verzichten und eigene Recherchen anzustellen.
Meist ist die Rua Guararapes zwischen der Avenida Engenheiro Luís Carlos Berrini und der Avenida Nações Unidas menschenleer.
Als ich an einem meiner ersten Tage in der Stadt gedankenverloren vom Balkon hinuntersah, bot sich mir ein ganz anderes Bild: Auf einen Schlag bevölkerte sich die Straße.
Samstag, 21.05.11: Heike, eine gute Freundin, holt mich morgens um 8.20 Uhr im Hotel ab. Wir machen uns auf den Weg zu dem Apartment, das mein Mann und ich zwei Wochen zuvor angemietet hatten, in der Erwartung, dort, wie verabredet, den Limpeza Service anzutreffen, um die Detail der Grundreinigung zu klären.
Menschen stehen unmotiviert um einen mittelhohen Holzstab, eine Art Marterpfahl, versammelt. Was tun sie dort bloß?
Plötzlich nähert sich ein Bus und einige der Versammelten heben ihren Arm. Der Bus hält und die Menschen drängen hinein.
Es ist 18.00 Uhr, an einem Mittwoch im Februar 2011. Vor vier Tagen in der Stadt angekommen, sind schon meine Qualitäten als Stadtführerin gefragt: Mit einer Besucherin aus Deutschland stehe ich an der Station Hebraica-Rebouças der CPTM (Companhia Paulista de Trens Metropolitanos), an der türkisfarbenen Linie 9, die den wohlklingenden Namen Esmeralda trägt.